WIENER
STAATSOPER – BILLY BUDD 2024
BILLY BUDD | BENJAMIN BRITTEN | WIEDERAUFNAHME DER INSZENIERUNG
VON 2001
„Over the Water, over the Ocean“
BILD: Matrose Ali Meyer
am Seil | BILLY BUDD | Staatsoper Wien 2024
„Billy Budd, Sailor“ ist das letzte Prosawerk
des amerikanischen Schriftstellers Herman Melville. Es ist eine rätselhafte,
mythische Geschichte von Schuld und Tod, die heute neben „Moby-Dick“
wohl das berühmteste Werk dieses frühen Meisters der US-Literatur
ist. Das Libretto stammt von Edward Morgan Forster und Eric Crozier.
Die Opernfassungen in vier bzw. zwei Akten gehen auf Benjamin Britten
zurück.
Mit der Wiederaufnahme von Billy Budd in der Willy Decker Inszenierung
von 2001 mit vier Akten an der Wiener Staatsoper 2024 hatte der 70-jährige
amerikanische Tenor Gregory Kunde als Kapitän Vere sein Rollendebüt
in Wien. Die gesamte Oper spielt auf hoher See. Der Fokus liegt auf
dem Schiff und seinen Männern. Es ist eine Dreiecksgeschichte zwischen
drei gegensätzlichen, teils allegorisch gezeichneten Figuren: Vortoppmann
Billy Budd und Waffenmeister John Claggart sowie Edward Fairfex Vere,
Kapitän des Kriegsschiffes „Indomitable“.
Die vielen Nebenrollen der Oper, die Offiziere und Matrosen, wurden
stimmlich entsprechend interpretiert. Alle Sänger, die Solisten
wie auch der Staatsopernchor, fanden Verstärkung durch eine Heerschar
aus der Komparserie des Hauses. Auch mir war das Glück beschieden
als Matrose mitzuspielen.
„Das Böse weiß vom Guten, aber das Gute vom Bösen
nicht.“
Dieser Ausspruch Franz Kafkas wäre ein treffender Untertitel zu
Brittens Billy Budd. Gelingt es doch dem satanischen Offizier Claggart
den von allen geliebten, engelsgleichen und daher arglosen Matrosen
Billy Budd unschuldig schuldig werden zu lassen und damit zu vernichten.
SPLICE THE MAINBRACE – MANÖVERSCHLUCK
Die Royal Navy ist die Seestreitmacht des Vereinigten Königreichs.
Obwohl Kriegsschiffe seit dem frühen Mittelalter von englischen
und schottischen Königen eingesetzt wurden, fanden die ersten großen
maritimen Gefechte im Hundertjährigen Krieg gegen Frankreich statt.
Die moderne Royal Navy geht auf das frühe 16. Jahrhundert zurück.
In der Oper Billy Budd wurde uns Matrosen in einer Szene die Flasche
herumgereicht.
„Splice the mainbrace“ ist ein Befehl, der an Bord
von Marineschiffen erteilt wird, um der Besatzung ein alkoholisches
Getränk auszugeben. Ursprünglich ein Befehl für eine
der schwierigsten Notreparaturarbeiten an Bord eines Segelschiffs, wurde
er zu einem Euphemismus für das autorisierte feierliche Trinken
danach und dann zum Namen eines Befehls, der Besatzung eine zusätzliche
Ration zu gewähren.
Die Hauptstrebe zu spleißen bedeutet mit einem Drink zu feiern. Es ist ein nautischer Begriff aus der Zeit
der Segelschiffe. Segler, die es riskierten, auf die höchste Takelage
– die Hauptstrebe – zu klettern, um Taue zu verbinden –
zu spleißen. Sie wurden mit zusätzlichem Rum oder Grog belohnt.
AUTOR: © Prof. Ali
Meyer | 2025
BILDERSERIEN: © Ali Meyer + Komparserie
+ © Wiener Staatsoper | Sofia Vargalová
QUELLEN: Burgtheater Wien | BILLY BUDD
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