Donnerstag, den 12. Juni 2025

20253 LÄNDER – 1 STADT + 1 DUO

Beginnend mit Athen kürt die Europäische Union – EU – seit1985 mittels Wettbewerb ausgewählte Städte für ein Jahr, um den Titel Kulturhauptstadt Europas tragen zu dürfen. Langfristig im voraus festgelegt, können sich die Bewerberstädte entsprechend vorbereiten. Die Anzahl der Städte pro Jahr war und ist immer unterschiedlich. Zudem darf man mit finanzieller Unterstützung der EU zur Ausrichtung rechnen.

Für das Jahr 2025 hatten sich acht deutsche Städte beworben. Neben dem finalen Sieger Chemnitz waren das: Dresden, Hannover, Hildesheim, Magdeburg, Nürnberg, Gera und Zittau.

2025 wird die andere amtierende Europäische Kulturhauptstadt ein grenzüberschreitendes Duo sein, also zwei Städte betreffen: das im italienischen Friaul liegende Gorizia und Nova Gorica in Slowenien. Die Geschichte von Gorizia als geteilte Stadt begann 1947. An diesem Ort wurde bestimmt, die Grenze zwischen Italien und Jugoslawien mitten durch die Stadt zu ziehen. Um die beiden Länder zu trennen, wurde noch dazu die Mauer von Gorizia errichtet. Es war eine Art Vorgänger der Berliner Mauer. Es ist im Sinne der Völkerverbindung daher etwas ganz besonderes gerade dieses Kulturhauptstadt-Duo kreiert zu haben.

BILD: © Nova Gorica / Gorizia 2025 Kulturhauptstadt-DUO Europas
QUELLE: Europäische Kommission / Chemnitz wird Kulturhauptstadt Europas 2025 | LINK »

IN VINO VERITASKULTURHAUPTSTÄDTE EUROPAS
NOVA GORICA GORIZIA 2025
SLOWENIEN & ITALIEN

Was ist wo los? Im unteren KULTURHAUPTSTÄDTE EUROPA -LEITFADEN » findet man diverse Städte als kulturelle Aushängeschilder Europas für ein Jahr – Titelträger mit breitem Programm und der Geschichte ihrer jeweiligen Stadt im Fokus.



NOVA GORICA | GORIZIA | GÖRZ | 2025

DIE MAUER VON GÖRZ

Der EU-Beitritt der Staaten des ehemaligen Ostblocks war ein großer historischer Schritt. Etwa 15 Jahre zuvor war erst die Berliner Mauer dem Abriss anheimgefallen. Eine weniger bekannte Mauer wurde erst im Jahr 2004 demoliert. Symbolhaft zur Zeit der politisch-ideologischen Trennung zwischen West- und Osteuropa während des Kalten Krieges war Görz durch die Görzer Mauer durchschnitten. Die nach Ende des Zweiten Weltkrieges Jugoslawien zugeteilten Vorstädte und der Bahnhof an der Piazza Transalpina wurden vom übrigen Görz abgeschnitten, das im Wesentlichen in Italien verblieb. An der Bahnhofsfassade prangte bis in das Jahr 1991 der rote Stern mit den serbokroatischen Worten „Mi gradimo socijalizam“ (Wir erbauen den Sozialismus). Auf der damals jugoslawischen, heute slowenischen Seite, ließ Marschall Josip Broz Tito 1948 Nova Gorica errichten. Die Planstadt Nova Gorica ist bis heute geprägt von den Ideen des slowenischen Stadtplaners Edvard Ravnikar, einem Schüler des einflussreichen schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier, einem der Begründer des Architekturstils des Brutalismus – „béton brut“ – rohem Beton. Die Stadt gleicht einerseits einer gebauten Parklandschaft mit flächendeckender Begrünung, besteht sie aber auch zu einem großen Teil aus seelenlosen Sozialbauten aus Beton der 60er-Jahre wie auch einer Reihe von Casinos, weshalb Nova Gorica auch „slowenisches Las Vegas“, genannt wird. Mit dem 2007 erfolgten Beitritt Sloweniens in den Schengenraum wurde die Piazza Transalpina in Nova Gorica / Gorizia nach 60 Jahren wieder zum Symbol europäischer Integration. Seit 2008 heißt der Platz auf slowenisch „Trg Evrope“ (Europaplatz). Eine kleine Ausstellung im Bahnhofsgebäude sowie die im Boden eingelassene Gedenktafel in der Platzmitte erinnern an die „letzte Mauer“ Europas.

NIZZA VON ÖSTERREICH

„Die mächtigen Grafen von Görz herrschten ab 1117 über ein vielfältiges Territorium: Von den Alpen im Norden mit dem gesamten Soca-Tal bis in den Golf von Triest, westlich über die Hügel der Brda und des Collio bis in die Lagune von Grado, im Osten über das Wippach-Tal und den Karst bis vor Laibach. Das Haus Habsburg mit Maximilian I. wird 1500 der Universalerbe der görzischen Dynastie nach dem Tod des Grafen Leonhard. Als Teil des Österreichischen Küstenlandes verblieb die 'Gefürstete Grafschaft Görz' mit kurzen Unterbrechungen bis 1918 unter den Schwingen des Doppeladlers. […] Aufgrund des mildesten Klimas im Kaiserreich erblüht die beschauliche Provinzstadt Görz im 19. Jahrhundert zum 'Nizza von Österreich'. Die Winter sind sonnig, das Seebad Grado ist nahe, es bläst keine Bora wie in Triest. “ |> *Am Kreuzpunkt der Kulturen | Wiener Zeitung | Brigitte Breth | 30.08.2013

WELCOME TO THE BORDERLESS EUROPEAN CAPITAL OF CULTURE 2025

Die EU hat diesen Ort als Kulturhauptstadt wieder zusammengeführt, der 1947 willkürlich geteilt wurde. Trotzdem bleibt es ein Städteduo mit zwei Gesichtern. Denn man spricht andere Sprachen und zahlt im Supermarkt verschiedene Preise, das alles mit unterschiedlichen nationalen Gesetzen. Die Italiener kommen daher zum Essen nach Nova Gorica, die Slowenen fahren wiederum zum Shoppen nach Gorizia. Das gemeinsame Ausstellungsprogramm ist ambitioniert. Das Motto „GO! BORDERLESS“ hat es in sich, denn Gebiete wie das Soca-Tal, das Vipava-Tal, aber auch das Hügelland Goriška Brda und ein Teil des Karsts sowie die gesamte italienische Region Gorizia sind im Großprojekt mit eingeschlossen. In einer vormaligen Bahnhof-Lagerhalle gestaltet man die European Platform for the Interpretation of the 20th Century = EPIC. Es stehen jedoch nicht nur Ausstellungen auf der Agenda. Künstlerinnen aus beiden Städten sind bei Musikveranstaltungen, Theateraufführungen, Performances, Filmscreenings und Podiumsdiskussionen auf der Bühne zu bewundern. Die Initiative Go! 2025 & Friends bringt zudem internationale Musiker in die Region. Die britischen Musiker Sting und Robbie Williams sowie Massive Attack, britische Trip-Hop-Band aus Bristol, sind angesagt.

GO! BORDERLESS 2025 EINE REISE

Als vergangener Teil des Österreichischen Küstenlandes, immerhin gute 415 Jahre unter den Schwingen des Doppeladlers, ist diese geschichtsträchtige Region mehr als einen Besuch wert. Nehmen sie das „GO! BORDERLESS“ Jahr 2025 als Anlass zum verreisen.

AUTOR: Prof. Ali Meyer
QUELLE: European Capital of culture Nova Gorica | Gorizia 2025 | LINK GO!2025 »
BILDER & GRAFIKEN: © European Capital of culture Nova Gorica | Gorizia 2025 | issued by IN VINO VERITAS

 

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