IM
WEIN LIEGT DIE WAHRHEIT
Aux caves de l`Elysée
- Der Weinkeller der Republik
Der Place de la Concorde ist der größte Platz von Paris,
der zweitgrößte Frankreichs. Acht die Städte Strassbourg,
Bordeaux, Brest, Rouen, Lyon, Lille, Nantes und Marseille symbolisierenden
Frauengestalten und die Brunnenanlage mit der Meeresfontäne, Fontaine
des Mers, sowie mit der Flussfontäne, Fontaine des Fleuves, flankieren
den Obelisken. Die Ausschmückung der Avenue des Champs-Élysées
von den Plätzen Concorde bis zum Ètoile oblag der Verantwortung
des Jakob Ignaz Hittorff, französischer Architekt und Städteplaner
deutscher Herkunft. Während der Französischen Revolution stand
auf der Place de la Concorde die gefürchtete Guillotine, mit der
unter sehr vielen anderen, von Danton bis Robespierre, auch Marie-Antoinette
und Ludwig der XVI. enthauptet wurden. Heute erhebt sich stattdessen
auf einem von Hittdorff, dem Erbauers des Gare du Nord gestalteten Sockel,
der 1836 aufgestellte mehr als 3.000 Jahre alte 22 Meter hohe Obelisk
aus Luxor, ein Geschenk des ägyptischen Vizekönigs Muhammad
Ali Pascha, Mehmet Ali Pasha. Inmitten eines zwei Hektar großen
Parks nördlich der Seine, nur wenige Schritte von der Avenue des
Champs-Élysées und der Place de la Concorde entfernt,
befindet sich im 8. Pariser Arrondissement die Machtzentrale Frankreichs.
Henri-Louis de la Tour d’Auvergne, Comte d’Évreux,
ließ das ursprüngliche Hôtel d’Evreux 1718 bis
1722 nach Plänen des Architekten Armand-Claude Mollet errichten.
Das Gebäude erwarb 1753 die legendäre Marquise de Pompadour,
die Mätresse des Königs Ludwig XV., dem sie die Liegenschaft
1764 vererbte. Ihrem Geschmack und Vorstellungen entsprechend, ließ
sie nun „Haus“ und Garten stilvoll verändern. Bis heute
sind ihre großartigen architektonischen Adaptierungen erhalten.
Der Garten wurde nämlich deutlich vergrößert und um
Säulengänge, Lauben und durch ein Labyrinth erweitert. Ludwig
XV. war somit das erste in dieser Residenz ansässige Staatsoberhaupt.
Das Palais de l’Élysée ist seit
1848 per Dekret und seit 1873 dauerhaft Sitz der diversen französischen
Präsidenten. Der jeweils amtierende Hausherr verfügt neben
300 Quadratmetern Privatgemächer nicht nur über einen unter
dem Gebäude liegenden Atombunker, sondern auch über einen
großen Weinkeller. Dieser Weinkeller der Republik ist sehr gut
aufgestellt. „Eine Mahlzeit ohne guten Wein ist wie ein Tag ohne
Sonnenschein”, sagt ein französisches Sprichwort. Es war
Louis-Napoléon Bonaparte, der spätere Kaiser Napoleon der
III., der die Klassifizierung der Bordeaux-Weine einführte. Seit
der ersten Weltausstellung in Frankreich, gleichbedeutend als Premiere
für die Stadt Paris, der Exposition universelle de 1855, wurde
die heute noch gültige Bordeaux-Klassifizierung auch in breiter
Öffentlichkeit publik gemacht. Präsident Armand Fallières
(1906–1913) besaß ein eigenes Weingut in Nérac und
Raymond Poincaré (1913–1920) meinte schon, Wein sei die
Essenz der Freude und der Gesundheit. Selbst wenn Präsident Paul
Doumier (1931–32) und zuletzt Nicolas Sarkozy , eigentlich Nicolas
Paul Stéphane Sárközy de Nagybócsa (2007–2012),
als die Weinabstinenzler in der Palastgeschichte bekannt waren, der
Staat repräsentiert und muss zeigen was er kann. Bis zurück
in das Jahr 1906 reicht das Sortiment von mehr als 12.000 Flaschen in
dem Weinkeller des Hauses, den Caves de la Présidence de L’Elysee.
Die Grande Nation kredenzt ihren Staatsgästen die besten Weine
des Landes. Große Grand Crus wie Cheval blanc, Margaux, Montrachet,
Romanée-Conti, Petrus, Angélus, Lafite Rothschild, Mouton
Rothschild, Yquem und alle großen französischen Champagnerhäuser
sind durchgehend vertreten. Historisch und bis dato werden bei großen
Empfängen traditionell eben Weine aus Bordeaux und der Bourgogne
gereicht. Chef-Sommelière Virginie Routis, als
erstes weibliches Oberhaupt in diesem Amt, versucht das Sortiment mit
edlen Tropfen aus der Rhône und der Languedoc zu bereichern. Sie
wacht über ihr 45 m² großes Reich in Keller des Hauses
und findet die Flaschen mit geschlossenen Augen. très
magnifique!
AUTOR: © Prof. Ali
Meyer | À BIENTÔT PARIS | Verlag Der Apfel 2013 | ISBN
978-3-85450-186-2
BILD oben rechts: © AFP or licensors
| Journées du Patrimoine : les caves de l'Elysée ouvertes
au public pour la première fois : Chef-Sommelière Virginie
Routis
BILD unten: © elysee.fr | Palais
de l’Élysée
weiterblättern
zur nächsten Seite AUF DER JAGD »