OLIVEN &
WEIN – EIN HISTORISCHES DUETT
[…] „...dem Menschen, der edlen Schöpfung, von
Gott bestraft, wurden drei Geschenke gegeben: Brot, Wein und Öl.
Brot, um das Herz und den Körper zu stärken, Wein, um die
Seele zu erfreuen, und Öl, damit sich der Körper vom Schmerz
der alltäglichen Strapazen erholen kann...“ […]
besagte der Geschichtsschreiber Eusebius von Caesarea.
Der griechische Gott Dionysos beziehungsweise
sein römisches Pendant Bacchus waren in der Mythologie dem Wein
gewidmet. Ein Mythos besagt das Dionysos seine Enkelinnen – Elais
(Olive), Spermo (Getreide) und Oino (Wein) – derart beschenkte:
„Nie sollen ihnen Öl, Getreide oder Wein ausgehen.“
Ein anderer Mythos besagt, dass ein Kreter namens Herakles die erste
wilde Olive in Olympia gepflanzt hätte. Er veranstaltete mit seinen
Brüdern die ersten Wettläufe der Welt. Den Sieger krönte
Herakles mit einem Kranz aus Olivenzweigen. In der Antike symbolisierte
der Olivenbaum zudem Weisheit, Fruchtbarkeit und Frieden. Der Begriff
Bacchanalien war der allgemeine Name der dem Bacchus zu Ehren gefeierter
Feste, bei den Griechen Dionysien genannt. In Rom führte ein besonders
zügellos begangenes Fest vorzugsweise diesen Namen, bis P. Aebutius
im Jahr 186 v. Chr. die in seiner Gegenwart dabei vorgenommenen Schändlichkeiten
entdeckte. Der Senat verbot sie sodann auf das Strengste. So berichtet
zumindest Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874.
Entsprechend seinem Gesamtkonzept des ursprüglichen Reichsratsgebäude
in Wien – heute Parlament – ordnete Architekt Theophil von
Hansen der Seite des Herrenhauses die griechischen Geschichtsschreiber
Xenophon, Thukydides, Herodot und Polybios, der Seite des Abgeordnetenhauses
die römischen Historiker Sallust, Julius Caesar, Titus Livius und
Tacitus zu. Diese Auswahl der Geschichtsschreiber sollte das gebildete
Bürgertum ansprechen. Thukydides schrieb im 4. Jahrhundert vor
Christus: „Die Völker des Mittelmeerraums entwickelten
sich aus der Barbarei zu einem zivilisierten Volk, als sie lernten Oliven
und Wein anzubauen.“
Die Römer haben die Weinreben bis an den nördlichsten Grenzen
Europas angesiedelt – hier in der Alten Welt.
Weinländer in Übersee sind mehrheitlich seit dem 17. Jahrhundert
mit aus Europa stammenden Auswanderern besiedelt – dort in der
Neuen Welt – wie es im Weinjargon nach wie vor
so heißt. Es sind Länder wie etwa Südafrika, Australien
und Neuseeland, Argentinien, Chile und die USA. Das Kultutgut Wein und
seine kulinarischen Begleiter ziehen einen weltumspannenden Bogen. Das
und der damit einhergehende vielseitige interkulturelle Austausch verbindet
alle Kontinente.
BILD ganz oben: © Marc Friederich
Mayer | Olivenhain | Taste of Koroni | Stuttgart
BILD links: © Ali Meyer | Figur des Thukydides
| Seite des Herrenhauses Parlament Wien
BILD rechts: Weingartentrauben | IN VINO VERITAS | Der Neue Weinbau 4.0
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Der Weinbau als Kulturerbe ist weltumspannend.