DAS GROSSE INTERVIEW
AUSTRIA GLAS RECYCLING
FRAGENKATALOG
Ich erinnere mich an meine jüngeren Jahre als wir beim Stierschneider
in Unterloiben in der Wachau den Kombi mit Wein-Dopplern vollräumten,
wo selbstverständlich vorher die Leerflaschen zurückgebracht
wurden. Diese Form der Kreislaufwirtschaft ist ja heute leider Geschichte,
andere Wege sind angesagt.
VERPACKUNG IST KEIN MÜLL
➀ IN VINO VERITAS
Das nur zu lange üblicherweise gedankenlose Wegwerfen aller Verpackungen
als Müll wird heute einer Trennung und folgender Wiederverwertung
zugeführt. Das alles natürlich nur bei sorgfältiger Entsorgung.
Seit wann greift das System merkbar?
HARALD HAUKE
„Seit 1977 wird in Österreich flächendeckend Altglas
gesammelt. Die Altglassammlung wurde in Österreich von Anfang an
gut von der Bevölkerung angenommen. Seit vielen Jahren liegen die
Recyclingquoten von Glasverpackungen bei deutlich über 80%. In
Österreich hergestellte Glasverpackungen bestehen im Durchschnitt
über alle Formen und Farben zu ⅔ aus Altglas. Das sind zwei sehr
wesentliche Kennzahlen für Kreislaufwirtschaft. Die Menschen in
Österreich wissen von der Bedeutung von Glasrecycling für
eine gesunde Umwelt und entsorgen ihre leeren Glasverpackungen regelmäßig
und sorgfältig.“
➁ IN VINO VERITAS
Von der Recyclingfähigkeit bis hin zum CO2-Fußabdruck –
für nachhaltige Verpackungen spielen viele Faktoren eine Rolle
– die kurz zusammengefasst welche sind?
EVA KOLLER
„Glasverpackungen per se sind zu 100% recycelbar. Für
die Recyclingfähigkeit spielt ‚Circular Design‘ eine wichtige Rolle.
Bei der Ausgestaltung der Flaschen und Gläser soll möglichst
auf solche Elemente verzichtet werden, die beim Recycling störend
sind. Das sind zum Beispiel sehr fest klebende Etiketten, Sleeves, Lacke.
Und was den CO2-Fußabdruck anbelangt: Altglas schmilzt bei geringerer
Temperatur als die Primärrohstoffe. Und durch Recycling vermeiden
wir die Freisetzung von CO2 beim Erhitzen von Soda (Natriumcarbonat).
Mit je 10 % Altglas bei der Glasproduktion reduzieren wir 3 % Energieverbrauch
und 7 % CO2-Emissionen.“
DIE NACHHALTIGE WEINFLASCHE
➂ IN VINO VERITAS
BAG in BOX Systeme haben sich in der Getränkebranche ihren Platz
erobert. Die Glasflasche ist aber das Herzstück aller Behältnisse
zum Abfüllen und dem finalen präsentieren von Wein & Spirituosen.
Sie ist Teil des Kulturgutes. Bei aller kulturellen Pflege – hat
dieses Material in Bezug auf Nachhaltigkeit in Zukunft Bestand?
HARALD HAUKE
„Glasverpackungen haben auf jeden Fall in Bezug auf Nachhaltigkeit
auch in Zukunft Bestand, und zwar auf mehreren Ebenen. Da ist zum einen
die Recyclingfähigkeit – wie bereits erwähnt: Glas per
se ist zu 100% recycelbar und kann unendlich oft in stets gleichbleibender
Qualität geschmolzen und neu geformt werden. Ein weiterer Punkt
auf der Nachhaltigkeitsliste sind Innovationen im Bereich der Glasproduktion.
Hier ist Leichtglas ein sehr gutes Beispiel. Und drittens ist der Gesundheitsaspekt
ganz wesentlich: Glas ist ein gesundes Verpackungsmaterial. Es ist inert,
das heißt, es geht keinerlei Verbindungen mit dem Inhalt ein.
Und es lässt nichts nach innen und nichts nach draußen. Es
schützt also Getränke und Lebensmittel bestens. Nicht umsonst
ist Glas die beliebteste Verpackung für gute Weine.“
➃ IN VINO VERITAS
Die Zirkularitätsrate ist das Verhältnis des zirkulären
Materialverbrauchs zum gesamten Materialverbrauch. Lässt sich das
bei Glas – detailliert die Weinbranche betreffend – in Zahlen
darstellen? In einer zirkulären Ökonomie wird eine hohe Circular
Material Use Rate angestrebt. Wie funktioniert das beim Material Glas?
EVA KOLLER
„Der Packstoff Glas ist sowohl für das 100%ige stoffliche
Recycling, das Einwegsystem, als auch die Wiederbefüllung, das
Mehrwegsystem, bestens geeignet. Beide Systeme unterstützen die
Kreislaufwirtschaft, da das Verpackungsmaterial Glas jeweils dauerhaft
in Verwendung bleibt, sei es als Materialkreislauf oder als Pfandgebinde.
Wie schon kurz erwähnt: Die Recyclingquote für Glasverpackungen
beträgt seit vielen Jahren über 80%. Restmüllanalysen
zeigen, dass Weinflaschen nur äußert selten zum Restmüll
gegeben werden sondern in einem sehr hohen Ausmaß korrekt im Altglas
entsorgt werden. Mehrwegsysteme für Glasverpackungen sind seit
Jahrzehnten gut etabliert. Für diese liegen uns als Austria Glas
Recycling keine Branchenkennzahlen vor. “
CHANCE AUF INNOVATIONEN
➄ IN VINO VERITAS
Circular Economy zielt darauf hin Rohstoffe so effizient wie möglich
zu nutzen. Circular Economy ist daher auf ein entsprechendes Circular
Design angewiesen. Aber der Verzicht auf lackierte oder beschichtete
Glasverpackungen schränkt die Kreativität ein – wie
soll das funktionieren? Bedeutet das entweder oder?
HARALD HAUKE
„Keinesfalls soll auf Kreativität verzichtet werden!
Die Challenge lautet: attraktiv und recyclingfähig. Eine Glasverpackung
für guten Wein oder Delikatessen oder Parfum so zu designen, dass
sie optisch ansprechend ist und zu 100% recycelt werden kann, das ist
eine spannende und zeitgemäße Herausforderung für Marketingfachleute
und Designer. “
➅ IN VINO VERITAS
Das Ziel von Circular Design ist es, Glasverpackungen so schwer wie
nötig und so leicht wie möglich zu gestalten. Gibt es dafür
schon technische Fortschritte?
EVA KOLLER
„Der Verpackungsglashersteller Vetropack führte bereits
Innovationen wie die weltweit ersten Mehrwegflaschen aus thermisch vorgespanntem
Leichtglas ein. Grundsätzlich ist der Trend zur Leichtglasflasche
deutlich zu erkennen, da dies auch ein wichtiger Schritt bei Circular
Design ist. Vielen Unternehmen ist klar, dass das Recycling von dickwandigen
Glasverpackungen mehr Energie braucht. Das belegt auch die Studie ‚Glasverpackungen
- Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Circular Packaging‘ von GfK im
Auftrag von Austria Glas Recycling. Manche Unternehmen haben bereits
auf Leichtglas umgestellt, andere sind auf der Suche nach der optimalen
Stärke. Ausschlaggebend für Bruchsicherheit ist nämlich
eine ideale Wandstärke, nicht unbedingt eine besonders dicke Glasstärke.
Je nach Produkt und Einsatzbereich wird in den Glaswerken die technisch
optimale Wandstärke ermittelt. “
➆ IN VINO VERITAS
Nachhaltigkeit ist natürlich auch ein Mittel um Imageprobleme zu
vermeiden, bietet aber auch viele Möglichkeiten Innovationen voranzutreiben.
Kann Austria Glas Recycling aus ihren Erfahrungen für das Circular
Design Empfehlungen abgeben?
HARALD HAUKE
„Unternehmen, die nachhaltig, innovativ und kreislaufwirtschaftlich
agieren wollen, empfehle ich: Wählen Sie für Ihre Glasverpackung
solche Gestaltungselemente, die im Recyclingprozess für so gut
wie keine Verluste sorgen. So erhöhen wir den Altglasanteil im
Glaswerk, reduzieren CO2 und sorgen für Circular Economy. Austria
Glas Recycling unterstützt Unternehmen, gerade auch in der Weinbranche,
gerne dabei, Glasverpackungen kreislauffähig zu gestalten.“
DAS RÉSUMÉ
„Wir arbeiten mit Expertise und Leidenschaft für Österreichs
Glasrecyclingsystem. Die Mitarbeiter*innen der Austria Glas Recycling
zeichnet eine hohe branchenspezifische Qualifikation aus. Die langjährige
Erfahrung und ständige Weiterbildungsfreude der Kolleg*innen sind
die Säulen für die kontinuierliche Weiterentwicklung unseres
Glasrecyclingsystems.“ wie mit eigenen Worten von Austria
Glas Recycling beschrieben. Wir danken den beiden Geschäftsführern
Hr. Mag. Dr. Harald Hauke & Fr. DI Eva Koller für das persönliche
Interview und den tiefen Einblick in ihre professionelle Arbeit.
AUTOR: „Das Große
Interview“ führte Prof. Ali Meyer | IN VINO VERITAS | mit
Mag. Dr. Harald Hauke & DI Eva Koller | CEO Austria Glas Recycling
ZITATE: © Austria Glas Recycling
| austria glasrecycling
»
BILD der Geschäftsführer:
© Austria Glas Recycling / Photograph: Daniel Willinger | austria
glasrecycling »