Hier schreibt eine bekannte Persönlichkeit aus der Branche. Sie
weiß vieles und sagt alles – außer ihrem Namen:
ES
WIRD WEIN SEIN .....
„Es wird ein Wein sein und wir werden nicht mehr sein.“
So lautet der Text des bekannten Liedes von Prof. Ludwig Gruber, berühmt
geworden vor allem durch die Interpretation von Hans Moser. Diese Prophezeiung
wird vermutlich eintreffen – wenngleich darin keine Auskunft darüber
gegeben wird woher der Wein stammen soll.
Der Weinbau in Österreich hatte in den letzten Jahren zunächst
an zunehmender Bürokratie zu leiden und die Betriebsführer
hatten mit praxisfremden Vorschriften bei der Bewirtschaftung zu kämpfen,
ein Teil der Betriebe wurde daher von der jungen Generation nicht mehr
übernommen und geschlossen. In der Folge kam ein höherer Infektionsdruck durch bislang nicht
bekannte Virosen und Schädlinge dazu. Als Beispiel seien hier die
explosionsartige Vermehrung der Pilzkrankheit Esca und die durch Zikaden
übertragene Krankheit Stolbur genannt, diese verursachen bereits
Totalausfälle in Rebkulturen.
Das Ausmaß wird in kurzer Zeit
mit der Reblausepedemie des letzten Jahrhunderts vergleichbar sein. Teilweise fehlt es an Behandlungsmöglichkeiten, manchmal dürfen
vorhandene Mittel aus Umweltschutzgründen auch nicht verwendet
werden. Hier erscheint ein Vergleich mit dem aktuellen Corona-Virus
angebracht, gegen das es bislang keine aktive Behandlungsmöglichkeit
gibt. Es würde jedoch niemand auf die Idee kommen, die nun praktizierte
Maskenpflicht aus Gründen des Umweltschutzes (was passiert mit
den Millionen Einwegmasken?) zu kritisieren.
Die Welt ist ein wenig durcheinander gekommen, alle bisherigen Werte
und Erfahrungen sind durch die Vorkommnisse in den letzten Monaten als
beinahe unbrauchbar zu beurteilen. Das im letzten Bundespräsidentenwahlkampf
von einem Kandidaten vorgebrachte Orakel „Sie werden sich
noch wundern was alles möglich sein wird“ kann nunmehr
als erfüllt angesehen werden. Durch Corona ist die prekäre
Wetterproblematik ein wenig vergessen worden. Die Beeinträchtigung
durch Trockenheit, Hagel und Frost ist massiv und bereits allein für
sich gesehen existenzgefährdend.
Die Niederschlagsmengen im ersten
Quartal sind im Vergleich zum ebenfalls trockenen Vorjahr landesweit
wieder gesunken. Zusätzlich ist in den letzten Wochen ein bisher
verdrängtes Problem zu Tage getreten. Österreich hat sich
von einem Produktionsland zu einem Konsumland gewandelt. Die Folge ist
ein Mangel an Arbeitskräften. Durch die Schließung der Grenzen
durch die nationalen Staaten ist schmerzlich bewußt geworden,
dass Wein-, Obst- und Gemüsebau in diesem Land ohne „importierte“
Arbeitskräfte nicht möglich ist. Bei einer anderen Gelegenheit
könnte man darüber lachen wenn man als Winzer in dieser Krise
tatsächlich gefragt wird ob man jetzt auch Home-Office betreibt.
Es stellt sich nun die provokante Frage ob es wirklich notwendig ist,
die Arbeitskräfte bei uns „auszubeuten“. Wäre
es nicht besser, Wein (wie sehr viele andere Produkte auch) in Ländern
in denen Produktion noch erwünscht ist, sich Konsumenten durch
Traktore nicht belästigt fühlen und notwendige Arbeitskräfte
verfügbar sind zu erzeugen. Im Unterschied zu Milch muss Wein nicht
verbrauchernah erzeugt werden, der Transport stellt kein Problem dar.
Schon heute wird Wein ohne jegliche Qualitätsbeeinträchtigung
aus Südafrika, Australien, Neuseeland und Kalifornien nach Europa
gebracht. Noch provokanter: Mit Segelschiffen kann dieser Transport
sogar Co2-neutral vorgenommen werden; an Deck eines Frachters wäre
sogar noch Platz für diverse Aktivisten und könnte zahlungskräftige
Urlauber als Retourfracht mitnehmen. Es spricht also objektiv nichts
gegen Weinproduktion in China. Mit guter Technologie können „Winemaker“
auch dort hervorragende Weine „maken“, geschmacklich wird
es keinen Unterschied geben. Das ist keine Utopie, bereits heute gehört
China zu den drei größten Weinproduzenten weltweit.
Man wird sehen, ob das durch Corona bedingte Credo auf die heimische
Produktion mit den ersten in die Karibik startenden Flugzeugen wieder
als kurzfristiges Strohfeuer zu beurteilen ist oder ob tatsächlich
ein langfristiges Umdenken stattgefunden hat. Es wäre schön
würde das alte Kulturgut „Wein aus Österreich“
im wahrsten Sinne des Wortes „kost-bar“ bleiben und sich
trotz Lärm und Staub bei der Produktion der Wertschätzung
der Konsumenten erfreuen! In diesem Sinne frei nach Wilhelm Busch: „Er
hebt das Glas und leert den Rest, weil er nicht gern was übrig
lässt.“
Auf den hervorragenden 19er Jahrgang. Prost!
KOMMENTAR: Anonymous
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