SÜDAFRIKA –
AM „KAP DER GUTEN HOFFNUNG & TRAUBEN“
Am 2. Februar 1659 schrieb Jan van Riebeeck. erster Gouverneur am Kap
der guten Hoffnung, in sein Tagebuch: „Heute, der Herr sei
gepriesen, wurde zum erstenmal aus Kaptrauben Wein gepresst.“ Direkt am Tafelberg bei Kapstadt liegt Costantia. Die
historische Stadt gilt als der Geburtsort des südafrikanischen
Weinanbaus. Das milde Klima sorgt für einen hervorragenden Weißwein-Anbau.
50 km weiter, umgeben von den Drakenstein- und den Wemmershoek-Bergen,
findet man in Paarl den drittältesten Ort Südafrikas.
Das Weingebiet Paarl grenzt unmittelbar nördlich an das Weingebiet
von Stellenbosch. Zum District Paarl gehören die Wards Franschhoek
und Wellington. Hugenotten begannen Ende des 17. Jahrhunderts
auf den kargen Granitverwitterungsböden Wein anzubauen. In der
sogenannten „Französischen Ecke", Paarl und
Franschhoek, ist es natürlich wärmer als in den Küstenregionen.
Zudem sind die Weinberge hier auch geschützter. Ideale Vorraussetzungen
für Spitzenweinbau bietet der Boden, der in Richtung Norden in
Schiefer übergeht. Der französische Einfluss macht sich nicht
nur im Jahrhunderte alten Weinbau, sondern auch in der ansässigen Restaurantszene bemerkbar.
Stellenbosch in der Provinz Westkap, das 1679 im Auftrage
der holländischen Ostindien Kompanie als zweitälteste Siedlung
in Südafrika gegründet wurde, beherbergt die Stellenbosch
University. Ebendort werden die Winzer des Landes und Gäste anderer
Länder oenologisch ausgebildet. Die Stadt kann noch eine intakte
historische Innenstadt vorweisen. Es finden sich Zeugnisse aus kapholländischer,
georgianischer als auch viktorianischer Architektur. Sie verdankt nicht
nur ihre Existenz sondern auch ihren Namen dem ehemaligen Gouverneur
des Kaps, Simon van der Stel. Die Weinberge entdeckt man im Distrikts
Cape Winelands und der bergigen Naturschutzgebiete Jonkershoek und Simonsberg.
Trauben welche im eigenen Keller verarbeitet, abfüllt und mit eigenem
Label angeboten werden – diese finden sich in Stellenbosch –
mit der größten Dichte an privaten Produzenten.
Auf der geografischen Weinkarte ist 70 km nördlich von Kapstadt
das von den ersten Siedlern benannte „Het Zwarte Land –
Das schwarze Land“ – in Afrikaans: Swartland
– eingezeichnet. Die Namensgebung sei deshalb, weil sich der Nashoornbush
(Renosterbusch) im Sommer so derart stark dunkelgrün einfärbt,
dass man meine der Busch sei schwarz. Swartland liegt zwischen dem Ufer
des Berg Rivers und den Hügelketten der Piketberge, von Piketberg
im Norden nach Malmesbury im Süden, sowie von Darling im Westen
bis ins Riebeek Valley im Osten eingebettet. Dort im Riebeek Valley
wurden seit der Neubesiedlung Weinreben gepflanzt, finden sich deshalb
noch heute sehr alte Stöcke. Neben dem Wein gedeiht hier in der
Kornkammer Kapstadts auch Weizen in bester Gesellschaft zahlreicher
Tierfarmen. Das Klima mit größtenteils mediterranen Charakter
der warmen Sommermonate gepaart mit kühlen Brisen vom Atlantik
sorgen für Weine auf höchstem Niveau. Mit einer Rebfläche
von 13.750 ha ist das Gebiet hinter Stellenbosch, Paarl und Robertson
die viertgrößte Anbauregion Südafrikas. Seit 2010 die
„Swartland Revolution“ ausgerufen wurde, ist die
Region weltbekannt. Es ist ein jährliches Weinfestival, auf dem
nur spontan vergorene Weine von lokalen Weinerzeugern verkostet werden.
Das Tal des Weins und der Rosen, wie Robertson genannt
wird, am Fuß der Berge und an den Zuflüssen des Breede Rivers
gelegen, dort wachsen fruchtbetonte Rot- und Weißweine, Chardonnay
und Shiraz, rund um die Stadt Robertson östlich von Kapstadt. Beginnend
bei Auen-Böden an den Flüssen für Rotweinanbau, über
rote Kies-Böden für Weißweinanbau, über Kalkstein-Böden
für Chardonnay – bis hin zu Böden mit hohem Kalk- und
Kreideanteil für mineralische Weine wie Chablis stehen in Robertson
zur Verfügung. Die Vielfalt der Böden neben dem begnadeten
Klima ist in diesem Lande schon unglaublich. Es gäbe noch Vieles
zu erzählen. Es ist ein kleiner Querschnitt vom Kap der Guten
Hoffnung bzw. vom Kap der Guten Trauben.
AUTOR: Prof. Ali Meyer
BILD: The Swartland Revolution | IN VINO VERITAS | Der Neue Weinbau 4.0
weiterblättern
zur nächsten Seite ÖSTERREICHISCHE WEINMARKETING »