WIENER STAATSOPER – EUGEN ONEGIN
PJOTR ILJITSCH TSCHAIKOWSKI

Schwanensee, Dornröschen und Der Nussknacker sind wahrscheinlich die
drei berühmtesten Ballette der Musikgeschichte. Zu Tschaikowskis bekanntesten
Kompositionen zählen auch sein erstes Klavierkonzert 1875 in B-Moll
– das Violinkonzert – die Ouvertüre 1812 – seine drei
letzten Sinfonien und ..... seine Oper Eugen Onegin.
Die Oper Eugen Onegin wurde um 1878 von Pjotr Iljitsch Tschaikowski
geschrieben. Sie basiert auf dem gleichnamigen Versroman Eugen Onegin
von Alexander Puschkin. Tschaikowski wählte für seine Oper
den Untertitel Lyrische Szenen. Die Uraufführung durch Schüler
des Moskauer Konservatoriums konnte man unter der Leitung von Nikolai
Rubinstein am 17. und 29. März 1879 im Moskauer Maly-Theater bewundern.
Die deutsche Erstaufführung fand 1892 „im Beisein des höchst
zufriedenen Komponisten“ unter der Leitung von Gustav Mahler
am Stadt-Theater Hamburg statt.
Dmitri Tcherniakovs Inszenierung von „Eugen Onegin“ von
Anfang 2006 am Bolschoi-Theater Moskau war bereits aufsehenerregend.
Die Arbeit gilt bis heute als berühmt-berüchtigter Glanzpunkt
seines Schaffens und wurde nachfolgend in Paris, London, New York und
Tokio gezeigt. In der Einstudierung der Wiener Staatsoper 2020 durfte
ich unter anderem als russischer Landadliger, als Tänzer mitwirken.
PHOTO rechts oben: Pjotr Tschaikowski,
Detail, Öl auf Leinwand, 1893, Nikolai Kusnezow, Tretjakow-Galerie
EUGEN ONEGIN ON STAGE
Ein ebenso gewanderter wie bindungsunfähiger Dandy weist die Liebe
einer Gutsbesitzertochter kühl zurück - während sie an
dieser Verletzung wächst, zerbricht er an seinem Versäumnis.
1. bis 7. BILD | INSZENIERUNG DMITRI TCHERNIAKOV Wiener Staatsoper
2020 | AUFFÜHRUNGEN AUS DEM REPERTOIRE
1. Bild: Frau Larina, ihre Töchter Tatjana und Olga, die Amme
Filipjevna, Vladimir Lenski, Eugen Onegin, Nachbarn, Gäste: Im
Haus der Larins. Der Nachbar Lenski, Olgas Bräutigam, kommt in
Begleitung eines unangekündigten neuen Gastes. Sein Freund, der
junge Onegin, ist kürzlich aus der Hauptstadt eingetroffen. Der
Gast bringt den Alltag im Larin-Haushalt durcheinander: Niemand kann
sein Interesse an ihm verbergen. Onegin äußert Zweifel an
der Brautwahl seines Freundes.
2. Bild: Tatjana, Filipjevna: Nacht. Die Begegnung mit Onegin hat Tatjana
aufgewühlt. Die Amme, die Tatjanas Aufregung spürt, versucht
sie abzulenken und zu beruhigen. Alleingelassen schreibt Tatjana Onegin
einen Brief. Sie sieht in ihm ihren Auserwählten. Im Morgengrauen
bittet Tatjana ihre Amme, den Brief an Onegin zu überbringen.
3. Bild: Tatjana, Eugen Onegin: Tag. Voll Unruhe erwartet Tatjana die
Antwort auf ihre Liebeserklärung. Onegin kommt. Tatjanas Aufrichtigkeit
hat ihn berührt, aber er kann ihre Gefühle nicht erwidern.
4. Bild: Frau Larina, Tatjana, Olga, Vladimir Lenski, Eugen Onegin,
Filipjevna, Saretski, Nachbarn, Gäste: Tatjanas Namenstag. Lenski
hat Onegin überredet, den Larins einen weiteren Besuch abzustatten.
Aber Onegin fühlt sich durch alles gereizt. Er beschließt,
Lenski zu verletzen, indem er demonstrativ mit Olga flirtet. Die Bereitwilligkeit,
mit der Olga auf Onegins Avancen eingeht, peinigt Lenski. Er bricht
mit Onegin einen Streit vom Zaun und fordert ihn zum Duell.

1) SZENENPHOTO: Eugen Onegin 4. Bild
| Inszenierung Dmitri Tcherniakov | Wiener Staatsoper 2020, 2021 &
2023 | © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
5. Bild: Vladimir Lenski, Eugen Onegin, Saretski, Olga, Frau Larina,
Filipjevna, Guillot, Nachbarn, Gäste: Morgen. Lenski erwartet Onegin.
Er denkt mit Wehmut und Schmerz über sein Leben nach. Der sich
verspätende Onegin möchte eine weitere Eskalation abwenden.
Die ehemaligen Freunde haben das Gefühl, sich verrannt zu haben.
Aber es ist zu spät, eine Rücknahme ist unmöglich. Ein
Schuss fällt, Lenski bricht tot zusammen.
6. Bild: Eugen Onegin, Tatjana, Fürst Gremin, Gäste: Mehrere
Jahre später. Nach langer Abwesenheit kehrt Onegin ins hauptstädtische
Leben zurück und begegnet dort Tatjana. Sie ist verheiratet und
steht im Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit. Onegin ist schockiert
über seine Ablehnung. Die Verwandlung Tatjanas und ihre Unerreichbarkeit
wecken in Onegin eine rasende Leidenschaft.
7. Bild: Tatjana, Eugen Onegin: Onegin gelingt es, ein Treffen mit
Tatjana zu erzwingen. Aus seinen Worten klingen Reue und Bedauern. Er
fordert Erwiderung seiner Leidenschaft und entreißt Tatjana das
Eingeständnis, dass sie ihn immer noch liebt. Aber ihre Entscheidung,
bei ihrem Ehemann zu bleiben, ist unwiderruflich. Onegin verzweifelt.

2) SZENENPHOTOS: Eugen Onegin | Inszenierung
Dmitri Tcherniakov | Wiener Staatsoper 2020, 2021 & 2023 | ©
Kollegen der Komparserie, Michael Pöhn & Ali Meyer
EUGEN ONEGIN BACK STAGE
Die Rolle der Tatjana übernahm die Australierin Nicole Car. Sie
gilt als eine der führenden Sopranistinnen ihrer Generation. Zu
ihren jüngsten Engagements zählen Auftritte an der Metropolitan
Opera, am Royal Opera House London und an der Opéra National
de Paris als Mimì in »La Bohème«, ebendort
als Micaëla in »Carmen«, sowie – unter der Leitung
von Philippe Jordan – als Donna Elvira in »Don Giovanni«.
In den beiden ersten Aufführungsserien 2020 & 2021 von »Eugen
Onegin« stellte sich der Bariton Andrè Schuen, der aus
dem ladinischen La Val in Südtirol stammt, dem Zwiespalt zwischen
dem jungen und dem reifen Dandy. Meine Tanzpartnerin war die Hausherrin
Larina, dargestellt von Helene Schneidermann. Die Mezzosopranistin wurde
in Flemington, New Jersey, USA geboren. Sie studierte in Princeton und
Cincinnati. 1984 trat sie als Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart
bei. Engagements brachten sie an alle großen Bühnen der Welt,
so 2020 und 2021 für »Eugen Onegin« nach Wien.

3) BACK / ON STAGE: Eugen Onegin |
Inszenierung Dmitri Tcherniakov | " Die Tänzer" | Wiener Staatsoper
/ Bolshoi Theatre | © Ali Meyer, Bolshoi Theatre & Komparserie
INSZENIERUNG DMITRI TCHERNIAKOV Wiener Staatsoper 2020 | 3.
AUFLAGE 2023
Dmitri Tcherniakov, geboren in Moskau, lebt in seiner Heimatstadt.
Sein Studium an der Russischen Akademie der Darstellenden Künste
schloss er 1993 ab. Er ist nicht nur Regisseur, sondern auch Bühnenbildner
seiner Produktionen, häufig auch Kostümbildner. Tcherniakov
ist Träger zahlreicher Auszeichnungen. Die Goldene Maske, Russlands
bedeutendster Theaterpreis, ist ihm bereits viermal zuerkannt worden,
dazu auch der italienische Kritikerpreis Franco Abbiati.
„Nicht nur optischer Glanzpunkt des Abends ist jedoch nach
wie vor die Inszenierung von Dmitri Tcherniakov, der die Szenen klug
an einer langen Tafel ansiedelt. Die präzise wie selbstverständliche
Musikalität, die feine und doch klare Personenführung, die
subtil gezeichneten gesellschaftlichen Stimmungsbilder sind ein Glücksfall
an zeitlos qualitätsvollem Musiktheater.“ So schreibt
die Wiener Zeitung mit ihrer Kritik am 18.10.2021.
Tschaikowskys Vertonung des Puschkin-Poems über einen gelangweilten
Adligen, der seine Liebe nicht findet, ist nach 150 Jahren immer noch
ein Liebling im Opernrepertoire. Die persönliche bis ins kleinste Detail
gehende Arbeit mit dem genialen Ressigeur Tcherniakov war für mich
ein Erlebnis der Sonderklasse.

4) BACK STAGE: Eugen Onegin | Probe
Duellszene | Inszenierung Dmitri Tcherniakov | Wiener Staatsoper 2023
| © Ali Meyer
AUTOR: © Prof. Ali
Meyer | 2023
QUELLE: Komparserie Bühne | ALI
MEYER ON STAGE »
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