Dienstag, den 03. Dezember 2024

CULINARIA PER TUTTI – Kulinarien für Alle

Das Weinviertel, altertümlich Viertel unter dem Manhartsberg, ist eine Region im Nordosten von Niederösterreich. Da gibt es alljährlich kulinarische Genüsse in fantastischer Kulisse. Wenn bei „Tafeln im Weinviertel“ Spitzenköche und Winzer das Beste aus der Region auftischen, wird die Natur zur Bühne. Ein Feld voller Weinreben dient als Dekoration des genussreichen Dinners. Der Sonnenuntergang versteht sich als Beleuchtung. Der freie Himmel bildet das Dach, unter dem ein lauer Sommerabend zum unvergesslichen Erlebnis wird. Die Weinviertler Gastgeber sorgen mit einem 5-Gänge-Menü, Weinbegleitung und musikalischer Untermalung für den perfekten Abend. Weinviertler Spitzenköche bereiten regionale Zutaten von heimischen Produzenten wie Wild, Zwiebel, Kürbis und Erdäpfel zu liebevollen Gerichten zu. Auch der passende Wein kommt von Winzern aus dem Weinviertel: Der pfeffrige Grüne Veltliner Weinviertel DAC gehört beim Tafeln im Weinviertel selbstverständlich dazu.

BILD: © Weinviertel Tourismus | Tafeln im Weinviertel

IN VINO VERITASGEWÜRZKAMMER
DIE REISE DER AROMEN

Was ist wo los? Im unteren CULINARIA PER TUTTI-LEITFADEN » findet man einerseits klassische, vegetarische, vegane, koschere, futuristische und sonstige Rezepte und andererseits Wissenswertes aus der World of Spirits & Sweeties, über Kräuter und Gewürze sowie aus dem Käseland. Zudem gibt es immer wieder über "Royale Erlebnisse " zu berichten.



KRÄUTER & GEWÜRZE – DIE REISE DER AROMEN

GEWÜRZKAMMER ASIEN

Eine Trennung zwischen Arzneipflanzen, Küchenkräutern und Gewürzen ist nicht notwendig, wenn man der Definition folgt, dass alle Aromen und Wirkstoffe enthalten, die den Geschmack von Speisen beeinflussen, verändern und verfeinern. Bereits die christlichen Kreuzzüge brachten die Ritter mit den verbesserten Essgewohnheiten der Orientalen in Berührung. Bei den Mönchen im Benediktinerkloster von Monte Cassino galt die Urbarmachung des Landes samt Gartenbau als Ordenspflicht. Sie zogen von ihrem Stammkloster über die Alpen in den deutschsprachigen Raum und brachten viele heilkräftige Pflanzenarten mit. Der Vita Caroli Magni entnehmen wir, dass Karl I. die Mönche seines Reiches veranlasste, sich mit der Heilkunst zu beschäftigen und Arzneipflanzen anzubauen..

Eine besondere Stellung nimmt das Capitulare Caroli Magnum de villlis vel curtis imperialibus ein. Im letzten Kapitel , dem 70. steht geschrieben: „Wir befehlen: dass sie in den Gärten die Kräuter haben, nämlich Lilien, Schwarzkümmel, Runkelrüben, Rosen, Weißer Senf, Haselwurz, Bockshornklee, Gartenrauke, Eibisch, Frauenminze, Kresse, Malven, Salbei, Klette, Karotten, Poleiminze, Pastinaken, Eberraute, Myrrhendolde, Melde, Gurken, Petersilie, Mauskraut, Melonen, Sellerie, Kohlrabi, Kürbisse, Liebstöckel, Kohl, Faseolen, Sadebaum, Zwiebeln, Kreuzkümmel, Dill, Schnittlauch, Rosmarin, Fenchel, Porree, Feldkümmel, Endivie, Rettich, Kichererbsen, Weißwurz, Schalotten, Meerzwiebel, Senf, Lauch, Schwertlilien, Bohnenkraut, Knoblauch, Schlangenwurz, Brunnenkresse, Krapp, Anis, Minze, Kardendistel, Coloquinten, Krauseminze, Pferdebohnen, Heliotrop, Rainfarn, Kichererbsen, Bärenwurz, Katzenminze, Koriander, Sesel, Tausendgüldenkraut, Kerbel, Salat, Schlafmohn, Wolfsmilch, Muskat, Salbei; und soll der Gärtner über seinem Hause Hauslauch (Donnerkraut) haben“.

Von Indonesien transportierten chinesische und malaiische Boote im Mittelalter die Gewürznelken und Muskatnüsse nach Ceylon. Persische und ägyptische Kaufleute übernahmen diese, sowie die aus Indien stammenden Gewürze – Pfeffer von der Malabarküste und Ingwer – und verfrachteten sie durch das Rote Meer nach Alexandrien. Dort erstanden venezianische Kaufleute die Güter, um sie gewinnbringend über Venedig auf dem Landweg an das mittlere und nördliche Europa weiterzuverkaufen. Auch am Seeweg reisten die Waren über Palermo von Sizilien in Richtung Westen. Sie segelten die spanischen Häfen an, weiter über Gibraltar nach Portugal, an die Westküste Frankreichs, Flanderns und bis nach England. Von Chinesisch-Turkestan durch Zentral- und Vorderasien führten die Kamelkarawanen nach Basra am Persischen Golf, dann durch Persien nach Täbris, über Armenien in das russische Rostow.

WAS RIECHT UND SCHMECKT

In dem Zeitraum von 1200 bis 1400 n. Chr. begründete Venedig seinen Reichtum durch Gewürz-, Seiden- und Ölhandel. Venedig durfte sich zu der Zeit mit 200.000 Einwohnern als die größte Stadt des Abendlandes benennen. Aus dem 14. und 15. Jahrhundert sind aus dem europäischen Raum mehr als 100 Handschriften überliefert, die kulinarische Rezepte enthalten. In adligen Haushalten oder bei reichen Bürgern waren andere Würzmittel in Verwendung als bei den Armen auf dem Lande. Zum Ende des 15. Jahrhunderts fanden die Türkenkriege statt, wodurch der Orienthandel Venedigs zum Erliegen kam und Vasco da Gama entdeckte zudem den Seeweg nach Fernost. 1542 datiert das erste Kochbuch in deutscher Sprache, die Würzburger Pergamenthandschrift. Der Prolog besagt: „Diz buoch sagt von guoter spise Das machet die unverichtigen köche wise“. (Dieses Buch sagt von guter Speise, das macht die unverständigen Köche weise).

WENN JEMAND EINE REISE TUT, SO KANN ER WAS ERZÄHLEN

Nach Beendigung der spanischen Macht vereinigten die Holländer 1602 ihre Niederlassungen und richteten ihre Ostindische Kompanie (V.O.C) ein. Der betriebene Gewürzhandel der Holländer war ein blutiges Geschäft, unvorstellbare Grausamkeit gegenüber der indonesischen Bevölkerung gepaart mit blanker Geschäftsgier. 1622 eroberten englische Truppen Hormuz und schnitten damit den Portugiesen den Weg nach Ostasien ab. Sie nahmen nach und nach den Holländern alle Kolonien ab. Um 1802 war diese Aktion mit dem Hinauswurf aus Ceylon abgeschlossen, denn gerade hatte Napoleon Holland besetzt. Holland wurde damit endgültig um die Vormachtstellung im Gewürzhandel gebracht. 1799 war die holländische Ostindien-Kompanie im Finale in Konkurs gegangen. Viele Menschen, viele Völker, selbst eine Menge Tiere haben eine große Reise hinter sich. „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Das welches seit jeher vermutlich am allerhäufigsten und am weitesten in Bewegung war, sind Kräuter und Gewürze – die Reise der Aromen!

AUTOR: © Prof. Ali Meyer | Wien
QUELLE: © Prof. Ali Meyer | Am Set mit Big Buddha | Buchmanuskript
BILDER oben: © Ali Meyer | Borobudur und Yogyakarta | Central Java
BILDER unten: Zeitgeschichte | V.O.C. | Verenigde Oostindische Compagnie | Aktie von 1606 und Flagge

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