DOMÄNE
BAUMGARTNER – TASTE THE MUSIC
Der Wein ist die Seele des Weinviertels. Von den 1.100 Kellergassen
Niederösterreichs liegen die meisten im Weinviertel. Diese Kellergassen
prägen seit vielen Jahren die Landschaft und gelten in dieser österreichischen
Region als kulturhistorische Besonderheit. Gerade das malerische Pulkautal
bezaubert durch seine sanften Rebenhügeln und eben diese Kellergassen.
Für Alfred Komareks Polt-Romane und deren im Jahre 2000 ersten
Verfilmungen mit seiner berühmten Figur des Dorfgendarmen Simon
Polt durfte das Pulkautal und einige seiner Orte – wie Pillersdorf,
Mitterretzbach, Großkadolz, Mailberg, Wullersdorf, Obritz, Untermarkersdorf
und Hadres – nicht nur als Vorbilder – sondern auch als
ideale Drehorte herhalten. Die Wichtigkeit dieses Flecken Erde dokumentiert
sich auch in einer historisch sehr bedeutenden Begebenheit, im Besonderen
in Untermarkersdorf. Dort wo die Domaine Baumgartner als Österreich
größtes Weingut beheimatet ist – begab sich gute 800
Jahre zuvor kirchengeschichtlich Folgendes:
Libertas ecclesiae, Freiheit der Kirche,
war ein zentraler Begriff im Investiturstreit zwischen Papst und König
im 11./12. Jahrhundert. Es bezeichnete den Freiheitsanspruch der Kirche
gegenüber staatlicher Macht. Am 30. Juni 1221 kam es nach Jahren
der Spannung und des intensiven „Prager Kirchenkampfes“
zur Kircheneinigung zwischen dem Böhmischen König
Pfemysl Ottokar I. und dem Bischof Andreas.
Unter Beteiligung des Papstes Honorius III. und unter
der Vermittlung des österreichischen Herzogs Leopold VI.
– und der Anwesenheit einer Abhandlung des böhmischen Adels
und Vertretern der katholischen Kirche, d.h. österreichische, bayerische
und fränkische Äbte und Pröpste – fand dieser Einigungskongress
auf dem (damals mährischen) Schatzberg bei Untermarkersdorf an
der österreichisch-tschechischen Grenze statt. Bemerkenswert ist,
das als Gesprächsort unter anderem ursprünglich Prag, Rom,
Passau oder Wien vorgesehen waren. Das Résumé des Verhandlungsmarathons
bewies sich insgesamt als ein Erfolg für den Bischof, da sich der
König bereits erklärte, künftig „die Rechte
der Kirche und ihren Besitz zu achten.“
Untermarkersdorf ist also ein sehr geschichtsträchtiger Boden.
Zeitlich nicht soweit zurückgeblickt offenbart sich die Historie
des Familienbetriebs Domäne Baumgartner, im Vergleich
mit der zuvor erwähnten vor 800 Jahren vorgefallenen kirschengeschichtlichen
Begebenheit. Aber die Weinbaugeschichte der Domäne Baumgartner
lässt sich bis ins Jahr 1725 zurückverfolgen. Seit nunmehr
stolzen 300 Jahren hat die Familie die richtigen Schritte gesetzt, um
die Herausforderungen der jeweiligen Zeit anzunehmen und mit Bravour
zu meistern. Das Wissen und die Erfahrungen wurden von Generation zu
Generation weitergegeben. Die Baumgartners veranstalteten im November
2021 einen Festakt zum 800 Jahre-Jubiläum des Kirchenkongresses
am Schatzberg mit Ganslessen und Weinbegleitung und der Jungweintaufe
durch Weihbischof DI Mag. Stephan Turnovszky. Die gesamte Familie Baumgartner
mit ihrem unbeirrten Schaffen ist ein würdiger Vertreter in unsere
internationale Rubrik Erlesenes & Besonderes – Die
12 Apostel des Wein – aufgenommen und vorgestellt zu
werden.
WERK DER GENERATIONEN
Nach 2016 haben die Baumgartners auch im Jahr 2017 bei der »New
York International Wine Competition« den Titel »Austrian
Winery of the Year« erhalten. Auch der aktuelle Jahrgang
der "Rosenprinzessin" wurde wieder mit einigen Medaillen ausgezeichnet:
🏆 GOLD Berliner Wine Trophy 2021 🏆 GOLD Portugal Wine Trophy 2021 🏆 GOLD
Eurasia Wine & Spirits Competition 2021. Es ist ein Resultat des Werks
der Generationen. Trotz der jahrhundertealten Tradition wies bei Wolfgang
Baumgartners Einstieg in den Betrieb 1968 nichts darauf hin, daß
das Weingut Baumgartner weniger als 50 Jahre später nicht nur das
größte, sondern auch eines der fortschrittlichsten Weingüter
Österreichs sein würde. Damals verfügten die Baumgartners
über gerade einmal 3 Hektar Rebfläche, heute sind es über
200 Hektar. Wolfgang Baumgartner erweitert das Weingut um den Weinhandel
und die größere Traubenverarbeitung. Als einer der ersten
in Österreich setzte er im Weinkeller auf große, moderne
Tanks. Schnell erkannte er, daß die Erzeugung von qualitativ hochwertigen
Weinen in größeren Mengen nur durch die Kombination von Traubenverarbeitung
im eigenen Betrieb und die gleichzeitige Ausweitung der eigenen Anbauflächen
möglich ist. Als Wieland Baumgartner 1987 im Weingut anfängt,
findet Wolfgang in seinem Sohn den idealen Partner für dieses Vorhaben
und Enkelin Katharina sah sich nach der Matura an der Höheren Bundeslehranstalt
für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg 2017 ebenfalls der Tradition
verpflichtet. Wielands Sohn Lorenz wird das Weingut nach seinem Schulabschluss
auch tatkräftig unterstützen.
Bei der Häuserzeile seitwärts des Ortes Untermarkersdorf
– die sogenannte Kellertrift – da reihen
sich Preßhaus an Preßhaus und Keller an Keller. Es fehlen
lediglich der eine oder andere Rauchfang und die Kirche, wie es in einem
Dorf bemerkbar wäre. Die Kellergasse (Kellertrift) von Untermarkersdorf
ist mit ihren 211 Weinkellern und Presshäusern die zweitgrößte
Kellergasse Österreichs (nach Hadres) bzw. Europas. Die gesamten
Untermarkersdorfer Weinkeller haben übrigens zusammen eine Länge
von mehr als 1100 Meter. Mittlerweile „wohnen“ 30 Meter
unter der Erde um die 150.000 Flaschen Baumgartner-Weine bei perfekten
Lagerbedingungen von konstanten 8°C und 80% Luftfeuchtigkeit in
der hauseigenen Vinothek. Dieses exzellente Mikroklima sorgt dafür,
daß die Weine ihre sortentypischen Fruchtaromen behalten und edle
Reifenoten entstehen können. Mir offenbarte sich diese imposante
Sammlung selbst erschaffener Weine zudem als ein großes vinophiles
Museum der Weine – nicht nur in der Rebenkunde – sondern
auch zeithistorisch als Dokument des Kulturerbes.
TASTE THE MUSIC
Innovationen sind in der Domäne Baumgartner immer willkommen und
auch notwendig, um in einem sich ständig ändernden Umfeld
und Markt zu bestehen. In den letzten 50 Jahren hat das Familienunternehmen
besonders stark expandiert. Die Technologie zur Traubenverarbeitung
und Weinbereitung befindet sich auf hochaktuellstem Stand. Gerade Katharina
Baumgartner sorgt für Innovationen in der Domäne Baumgartner.
Durch ihre neue eigene Weinlinie kommt der Wein in einigen Tanks in
den Genuss nach der Gärung Musik zu hören. Ausgestattet mit
einer soliden Ausbildung, hohen Ambitionen und vielen Ideen erweiterte
Katharina Baumgartner „Frucht in der Flasche“ um „Musik
in der Flasche“, was sofort internationalen Anklang fand. Durch
Lautsprecher in den Tanks wird die Hefe nach der Gärung in sanfter
Bewegung gehalten. Die Musik bewirkt so eine natürliche Battonage.
Diese – sagen wir mal »Batonnage au musique«
– sorgt für füllige, cremige und länger haltbare
Weine. Durch den auf der Rückenetikette angebrachten QRCode kann
bei der Verkostung die verwendete Melodie gehört werden. Die Weine
dieser Serie haben nicht nur zahlreiche Medaillen gewonnen, sondern
hat Katharina Baumgartner bereits 2017 als sehr junge Frau den Liese
Prokop Frauenpreis 🥇 für Wirtschaft und Unternehmertum – für
ihren mit Musik beschallten Wein – eingebracht. Der Preis wurde
ihr persönlich von der Niederösterreichischen Landeshauptfrau
Johanna Mikl-Leitner verliehen. Nach ihren eigenen Worten möchte
Katharina nicht in die Welt hinaus, sondern sie möchte die Welt
nach Untermarkersdorf holen. Ein wunderschöner Gedanke. Tatkräftige
und kreative Unternehmer setzen dafür auch entsprechende Schritte.
Das war bei Baumgartners schließlich immer schon Tradition.


AUTOR: © Prof. Ali Meyer | Wien
BILDER: © Domäne Baumgartner | Wein
Baumgartner » | 2021 | issued by IN VINO VERITAS | Der Neue
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