Donnerstag, den 09. Mai 2024

2023 – DAS 3 LÄNDER – STÄDTE-TRIO

Veszprém / Weißbrünn in Ungarn, Timișoara / Temeswar in Rumänien und Elefsina / Eleusis in Griechenland sind die 3 "Kulturhauptstädte Europas" 2023. Am 9. Jänner dieses Jahres erfolgte die offizielle Übergabe des Titels an jene Städte und Regionen, die als "Kulturhauptstädte Europas" fungieren. Der prestigeträchtige Titel bietet den Städten die Möglichkeit, sich in ihrer Vielfältigkeit zu präsentieren, ihr Image zu verbessern, den nachhaltigen Tourismus der jeweiligen Stadt beziehungsweise Region zu fördern und ihre Entwicklung durch Kultur neu zu gestalten. Kultur soll Menschen, Städte und Länder verbinden und so zu einer nachhaltigen Stärkung Europas beitragen.

Österreich wird nach 2003 mit Graz und 2009 mit Linz 2024 mit Bad Ischl im Salzkammergut erneut eine "Kulturhauptstadt Europas" stellen – wieder ein Städte-Trio gemeinsam mit Bodø in Norwegen und Tartu in Estland. Im Rahmen der "Europäischen Kulturhauptstädte" sollen Künstlerinnen und Künstler, Institutionen, Freiwillige sowie Bürgerinnen und Bürgern zusammenarbeiten und so den Grundstein für Neues legen. Wesentliches Kriterium bei der Umsetzung dieser besonderen Titeljahre ist die aktive Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger in kulturelle Projekte und Aktivitäten. Jede "Kulturhauptstadt Europas" fördert auf ihre Art und Weise nicht nur die facettenreiche kulturelle, sondern auch die soziale und wirtschaftliche Entwicklung von Stadt und Region. Zudem soll eine nachhaltige Wirkung über das laufende Titeljahr hinaus erzielt werden.

Auf Initiative der griechischen Kulturministerin Melina Mercouri ins Leben gerufen, blicken die "Kulturhauptstädte Europas" auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte zurück. Seit dem Jahr 1985 ist die Zahl der "Kulturhauptstädte Europas" auf über 60 angewachsen. Ziel ist es, die kulturelle Vielfalt aufzuzeigen, die Kulturszene der ausgewählten Städte ins Rampenlicht zu rücken und Impulse für deren langfristige Entwicklung auszulösen.

BILD: © Veszprém-Balaton 2023 Kulturhauptstadt Europas (Bozsik Yvette Társulat)
QUELLE: © bundeskanzleramt.gv.at / "Kulturhauptstadt Europas" | LINK »

IN VINO VERITASKULTURHAUPTSTÄDTE EUROPAS
TEMESWAR RUMÄNIEN 2023
DIVERSITÄT DER VOLKSGRUPPEN

Was ist wo los? Im unteren KULTURHAUPTSTÄDTE EUROPA -LEITFADEN » findet man 3 Städte als kulturelle Aushängeschilder Europas für ein Jahr – Titelträger mit breitem Programm und der Geschichte ihrer jeweiligen Stadt im Fokus:



TEMESWAR | TIMIȘOARA

LASS DIE STADT DURCH DICH ERSTRAHLEN!

„Temeswar erlebt jetzt das Schönste, was einer Stadt widerfahren kann... Sie haben die Mission, die Stadt in eine Bühne zu verwandeln.“ Das gab der rumänische Staatspräsident Klaus Johannis der Kulturhauptstadt mit auf den Weg.

Folgend nach 2007 in Sibiu / Hermannstadt schmückt sich mit Timișoara / Temeswar erneut eine rumänische Stadt mit dem Titel Kulturhauptstadt Europas. Diese große Aufgabe und Ehre teilt sich die Hauptstadt des Banats und drittgrößte Stadt Rumäniens 2023 mit Veszprém / Weißbrünn in Ungarn und Elefsina / Eleusis in Griechenland. Die Universitäts- und Industriestadt Temeswar mit seinen heute 300.000 Einwohnern begleitet eine wechselvolle Geschichte. Ausgehend von der Stadtgründung im Mittelalter, über die osmanische bis zur habsburgischen Herrschaft, den Veränderungen während der ungarischen Verwaltung bis hin zu den Entwicklungen im heutigen Rumänien. An die 15.000 alte Gebäude haben der Stadt den Beinamen „Das kleine Wien“ eingebracht. Timișoara ist zudem die Stadt der Freiheit. Hier startete nämlich 1989 die Revolution gegen den Diktator Nicolae Ceausescu. An die Tradition eines bunten und vielfältigen Lebens der Stadt anknüpfend, die verschiedenen Konfessions- und Sprachgruppen spiegelnd, darf die Diversität das Motto der Gestalter des Kulturhauptstadtprogramms „Lass die Stadt durch Dich erstrahlen!“„Luminează orașul prin tine!“„Shine your light! Light up your city!“ mit vielen Themen auf den Punkt bringen. Das seit Jahrhunderten dominierende Erbe der k. u. k. Zeit ist nicht zu übersehen, vor allem nicht zu überhören, denn neben Rumänen bevölkern viele Deutsche, Tschechen, Slowaken, Ungarn, Bulgaren, Serben und Roma die Stadt. Temeswar, im Dreiländereck Rumänien-Ungarn-Serbien, hinterlässt sichtbare architektonisch Spuren aus der K.u.k-Zeit, als die Region noch zu Österreich-Ungarn gehörte. Ab dem 18. Jahrhundert gehörten das Banat, die Bukowina, Siebenbürgen und Maramuresch zum Habsburgischen Reich, Gebiete des heutigen Rumänien. Der Stolz der Temeswarer auf ihren Ort beruht auch darauf, 1884 die erste europäische Stadt mit elektrischer Straßenbeleuchtung gewesen zu sein.

TARZAN UND DIE DEUTSCHRUMÄNEN

Johann Peter Weißmüller, US-amerikanischer Schwimmer, Wasserballspieler, fünfmaliger Olympiasieger und Filmschauspieler, gelangte nach dem Ende seiner Schwimmlaufbahn-Karriere – der Unbesiegte – als der Tarzan-Darsteller in zwölf Kinofilmen zu noch größerer Weltberühmtheit. Johnny Weissmüller wurde 1904 in Freidorf, dem späteren Timișoara in Rumänien geboren. Obwohl seine Eltern, die Donauschwaben aus Österreich-Ungarn, mit dem sieben Monate alten Buben in die USA auswanderten, gilt der Tarzan-Held bis heute als großer Sohn der Stadt Temeswar. Die Banater Region hat aber auch große Töchter hervorgebracht. Hertha Müller, deren Familie zur deutschen Minderheit in Rumänien gehörte, wurde als Banater Schwäbin geboren. Die Schriftstellerin thematisiert in ihren Werken die Folgen der kommunistischen Diktatur in Rumänien. 2009 wurde Herta Müller der Nobelpreis für Literatur verliehen.

KAKANIENS KUNST

Ein anderer großer Sohn des Landes, Victor Brauner, der 1903 als Sohn jüdischer Eltern im heutigen Moldawien, damals Königreich Rumänien, das Licht der Welt erblickte, wichtiger Surrealist der Zwanziger und Dreißiger des 19. Jahrhunderts, geriet nahezu in Vergessenheit. Die Kulturhauptstadt Europas 2023 – Timișoara – widmete Victor Brauner deshalb eine große Ausstellung, vom Pariser Centre Pompidou kuratiert. Dieses Pariser Museum nennt die größten Bestände des Malers sein Eigen. Allein vierzig Hauptwerke wurden zu den insgesamt siebzig offiziellen Ausstellungsstücken in den elf Sälen des Nationalmuseums Timișoara beigesteuert. Der Weg des geborenen Rumänen zum Wahlfranzosen ist ein bewegter. Während der blutigen Bauernaufstände in Moldawien müssen die Brauners 1907 fliehen. Es verschlägt sie für mehrere Jahre nach Hamburg. Mit Beginn des Balkankriegs 1912 geht die Familie Brauner für weitere Jahre nach Wien, wo der junge Maler Deutsch lernt. Immer wieder „nach Hause“ zurückgekehrt verbringt er aber in Folge den Großteil seines Lebens im Exil – bei den Künstlern in Paris, zu jener Zeit Europas Maler-Metropole und Schmelztiegel vieler innovativer und kreativer Immigranten, wo Victor Brauner zu seiner künstlerischen Höchstform auflief.

BILD zu Kakaniens Kunst: Victor Brauner | Selbstporträt | Painted from Nature | 1937

AUTOR: Prof. Ali Meyer
QUELLE: Temeswar | Kulturhauptstadt Europas 2023
BILDER: © Ali Meyer | Historisches Archiv | issued by IN VINO VERITAS

 

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