Samstag, den 04. Mai 2024

2023 – DAS 3 LÄNDER – STÄDTE-TRIO

Veszprém / Weißbrünn in Ungarn, Timișoara / Temeswar in Rumänien und Elefsina / Eleusis in Griechenland sind die 3 "Kulturhauptstädte Europas" 2023. Am 9. Jänner dieses Jahres erfolgte die offizielle Übergabe des Titels an jene Städte und Regionen, die als "Kulturhauptstädte Europas" fungieren. Der prestigeträchtige Titel bietet den Städten die Möglichkeit, sich in ihrer Vielfältigkeit zu präsentieren, ihr Image zu verbessern, den nachhaltigen Tourismus der jeweiligen Stadt beziehungsweise Region zu fördern und ihre Entwicklung durch Kultur neu zu gestalten. Kultur soll Menschen, Städte und Länder verbinden und so zu einer nachhaltigen Stärkung Europas beitragen.

Österreich wird nach 2003 mit Graz und 2009 mit Linz 2024 mit Bad Ischl im Salzkammergut erneut eine "Kulturhauptstadt Europas" stellen – wieder ein Städte-Trio gemeinsam mit Bodø in Norwegen und Tartu in Estland. Im Rahmen der "Europäischen Kulturhauptstädte" sollen Künstlerinnen und Künstler, Institutionen, Freiwillige sowie Bürgerinnen und Bürgern zusammenarbeiten und so den Grundstein für Neues legen. Wesentliches Kriterium bei der Umsetzung dieser besonderen Titeljahre ist die aktive Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger in kulturelle Projekte und Aktivitäten. Jede "Kulturhauptstadt Europas" fördert auf ihre Art und Weise nicht nur die facettenreiche kulturelle, sondern auch die soziale und wirtschaftliche Entwicklung von Stadt und Region. Zudem soll eine nachhaltige Wirkung über das laufende Titeljahr hinaus erzielt werden.

Auf Initiative der griechischen Kulturministerin Melina Mercouri ins Leben gerufen, blicken die "Kulturhauptstädte Europas" auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte zurück. Seit dem Jahr 1985 ist die Zahl der "Kulturhauptstädte Europas" auf über 60 angewachsen. Ziel ist es, die kulturelle Vielfalt aufzuzeigen, die Kulturszene der ausgewählten Städte ins Rampenlicht zu rücken und Impulse für deren langfristige Entwicklung auszulösen.

BILD: © Veszprém-Balaton 2023 Kulturhauptstadt Europas (Bozsik Yvette Társulat)
QUELLE: © bundeskanzleramt.gv.at / "Kulturhauptstadt Europas" | LINK »

IN VINO VERITASKULTURHAUPTSTÄDTE EUROPAS
ELEFSINA GRIECHENLAND 2023
MYSTERIES OF TRANSITION

Was ist wo los? Im unteren KULTURHAUPTSTÄDTE EUROPA -LEITFADEN » findet man 3 Städte als kulturelle Aushängeschilder Europas für ein Jahr – Titelträger mit breitem Programm und der Geschichte ihrer jeweiligen Stadt im Fokus:



ELEFSINA | ELEUSIS

MYSTERIEN VON ELEUSIS

„Die älteren Griechen hielten nämlich die Feier in Eleusis um so viel höher in Ehren als alles, was sonst zur Frömmigkeit gehört.“* Die große Weihehalle von Eleusis galt als Zentrum des Mysterien-Heiligtums für die Göttinnen Demeter und Persephone. Eleusis begab sich als eine der bedeutendsten religiösen Stätten der Antike. Die Ausgrabungen befinden sich westlich von Athen, in der Hafenstadt Elefsina. Die Aufzeichnungen erster Kulthandlungen in Eleusis stammen aus mykenischer Zeit vor 3500 Jahren. Grundlage der Mysterien bildet der Mythos von Demeter, der Göttin des Lebens und der Fruchtbarkeit, sowie dem Raub ihrer Tochter Persephone/Kore durch den Unterweltsgott Hades. Eine religiöse Zeremonie repräsentierte einst den Mythos um diese Suche. Bei der wichtigsten Kultstätte der Demeter in Eleusis wurde auch der Eingang zur Unterwelt, dem Hades, vermutet. Während Demeter nach ihrer Tochter suchte, vernachlässigte sie ihre Pflichten. Die Erde gefror und die Menschen hungerten. Es begann der erste Winter. Da lehrte Demeter Triptolemos die Geheimnisse der Landwirtschaft. Ich darf bei dieser Gelegenheit unsere österreichischen Winzer erwähnen, insbesondere jene der Demeter-Weinschaffenden. Zu Ehren Demeters fanden alljährlich die eleusinischen Mysterien statt. Der Name Eleusis bedeutet „Ort der glücklichen Ankunft“ und steht in Zusammenhang mit „Elysion“, der Insel der Seligen. Der Kult verlor mit der Verbreitung des Christentums an Ansehen.

MYSTERIEN DES ÜBERGANGS!

Das am Nordufer des Saronischen Golfes nordwestlich der griechischen Hauptstadt Athen in der Region Attika gelegene Elefsína (neugriechisch) bzw. ehemalige Eleusis (altgriechisch), begrenzt am westlichen Stadtrand eine Ölraffinerie, im Osten der am nächsten gelegene Militärflugplatz der griechischen Luftwaffe. Der Hafen beheimatet schon lange einen Schiffsfriedhof. Dort wo sich heute Raffinerien, Zementfabriken und Schwerindustrie breitmachten, war in der Antike die Thirasische Ebene als fruchtbares Ackerland bekannt. Die Stadt eröffnete sein Programm als Europäische Kulturhauptstadt 2023 zwei Wochen nach dem ungarischen Veszprém. Die vom künstlerischen Direktor Michail Marmarinos konzipierte und vom britischen Regisseur Chris Baldwin geschaffene Inszenierung über die Geschichte der Stadt ist der Mythologie geschuldet. Das Jahr beginnt im heutigen Griechenland traditionellerweise mit der Theophanie – Dreikönig – die an die Taufe Christi anmahnt. Mit diesem populären Brauch wird die Tradition gepflegt. Nach der heiligen Messe zieht die ganze Gemeinde ans Meer. Der Pope wirft ein Kreuz möglichst weit hinaus in das Wasser. Dann dürfen die tapfersten Männer bzw. die sich dafür halten, es mit Tauchversuchen zurückzubringen, wenn es auch mitunter einer Frau gelingt, 2023 in Elefsina.

Wie schon das Motto zur Kulturhauptstadt Mysterien des Übergangs deutlich macht, beginnt die historische Bedeutung von Elefsina bei ihren antiken Riten und endet aber nicht bei den heutigen Traditionen – wir blicken viel weiter in die Zukunft. Ein jahresfüllendes Programm an Konzerten, Ausstellungen und Workshops, Kino, Musik, Tanz und Street Art, sollte dem Motto der Kulturhauptstadt gerecht werden. Die „7 Säulen“, eine Installation des deutschen Künstlers Heiner Goebbels, verwandelte die „Alte Ölmühle“ in eine Art Mysterientempel. Auch die beiden Partner-Kulturhauptstädte waren teilweise eingebunden. So lud man in Elefsinas „Alter Ölmühle“ weibliche DJ´s als Gäste ein – Mini Zucchini aus dem rumänischen Timișoara und Enikå aus Veszprém. Die griechische Schauspielerin und spätere Kulturministerin Melina Mercouri durfte man in der Ausstellung „Melina“ bewundern. Die Hommage an diese Frau ist mehr als gerechtfertigt. Auf Initiative von Melina Mercouri ins Leben gerufen, blicken die Kulturhauptstädte Europas auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte zurück. Jules Dassin gründete nach dem Tod seiner Ehefrau die Melina-Mercouri-Stiftung, die das Andenken und die Visionen der Schauspielerin, Sängerin und Politikerin lebendig hält. An ihr kulturpolitisches Engagement erinnert der seit Ende der 1990er Jahre verliehene Melina-Mercouri-Preis für die Bewahrung von Kulturlandschaften.

THEMENSCHWERPUNKTE

Der EU geschuldeten erklärten Absicht, den zukünftigen Blick besonders auf kleinere, für die europäische Geschichte aber trotzdem bedeutende Städte, zu richten, kam der 21 km vor Athen liegenden Hafenstadt zugute, beherbergt Griechenland nach 1985 mit Athen, 1997 mit Thessaloniki und 2006 mit Patras, 2023 mit Elefsina bereits zum vierten Mal eine europäische Kulturhauptstadt. Der künstlerische Leiter des Kulturhauptstadtjahrs, Michail Marmarinos, hat drei aktuelle Problemfelder als Themenchwerpunkte manifestiert: Mensch & Gesellschaft – Arbeit – Umwelt. Veranstaltungsorte waren zahlreich vorhanden: Ein Open-Air-Theater neben der alten Olivenölfabrik, der einstige Bahnhof als Spielstätte, in den ehemaligen Lagerhallen der Eleourgiki-Fabriken bzw. in Griechenlands erster Farbenfabrik Iris oder auf dem Gelände des früheren Oasis-Campinplatzes. Ausstellungen zu Stadt und Geschichte, jene über die Mysterien vom Athener Benaki Museum, waren ins renovierte alte Rathaus von Elefsina umgezogen. Überall bis draußen am Meer fand Kultur statt. Den Pilgerstrom zur eleusinischen Kultstätte der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter gibt es also schon seit vorhellenischen Zeiten. Das Geheimnis um Demeters Tochter Persephone und Hades blieb aber bis heute ungelüftet. Dass hier Feste als Mysterien gelten, überrascht in diesem Sinne überhaupt nicht.

* ZITAT: Pausanias Periegetes (um 115 bis um 180 n. Chr.) | griechischer Reiseschriftsteller und Geograph
AUTOR: Prof. Ali Meyer
BILD links oben: Mystery 1 - “The Mirror -Karoptron- a symbol of sophistication to complete the universe” | Proclus
BILD oberes Panorama: Mystery 42 - Futuring Waters | A Speculative Manifesto for and from the Water of Elefsina
BILD unteres Panorama: Mystery 111 - Eleusis Terracotta Army | Mystery 87 - I My Sea Journey, I My Land Claim | Mystery 151 - A Rave Down Below

 

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