ELEFSINA
| ELEUSIS
MYSTERIEN VON ELEUSIS
„Die älteren Griechen hielten nämlich die Feier
in Eleusis um so viel höher in Ehren als alles, was sonst zur Frömmigkeit
gehört.“* Die große Weihehalle von Eleusis galt
als Zentrum des Mysterien-Heiligtums für die Göttinnen Demeter
und Persephone. Eleusis begab sich als eine der bedeutendsten religiösen
Stätten der Antike. Die Ausgrabungen befinden sich westlich von
Athen, in der Hafenstadt Elefsina. Die Aufzeichnungen erster Kulthandlungen
in Eleusis stammen aus mykenischer Zeit vor 3500 Jahren. Grundlage der
Mysterien bildet der Mythos von Demeter, der Göttin des Lebens und der
Fruchtbarkeit, sowie dem Raub ihrer Tochter Persephone/Kore durch den
Unterweltsgott Hades. Eine religiöse Zeremonie repräsentierte einst
den Mythos um diese Suche. Bei der wichtigsten Kultstätte der Demeter
in Eleusis wurde auch der Eingang zur Unterwelt, dem Hades, vermutet.
Während Demeter nach ihrer Tochter suchte, vernachlässigte sie ihre
Pflichten. Die Erde gefror und die Menschen hungerten. Es begann der
erste Winter. Da lehrte Demeter Triptolemos die Geheimnisse der Landwirtschaft.
Ich darf bei dieser Gelegenheit unsere österreichischen Winzer erwähnen,
insbesondere jene der Demeter-Weinschaffenden. Zu Ehren Demeters fanden
alljährlich die eleusinischen Mysterien statt. Der Name Eleusis bedeutet
„Ort der glücklichen Ankunft“ und steht in
Zusammenhang mit „Elysion“, der Insel der Seligen.
Der Kult verlor mit der Verbreitung des Christentums an Ansehen.
MYSTERIEN DES ÜBERGANGS!
Das am Nordufer des Saronischen Golfes nordwestlich der griechischen
Hauptstadt Athen in der Region Attika gelegene Elefsína (neugriechisch)
bzw. ehemalige Eleusis (altgriechisch), begrenzt am westlichen Stadtrand
eine Ölraffinerie, im Osten der am nächsten gelegene Militärflugplatz
der griechischen Luftwaffe. Der Hafen beheimatet schon lange einen Schiffsfriedhof.
Dort wo sich heute Raffinerien, Zementfabriken und Schwerindustrie breitmachten,
war in der Antike die Thirasische Ebene als fruchtbares Ackerland bekannt.
Die Stadt eröffnete sein Programm als Europäische Kulturhauptstadt
2023 zwei Wochen nach dem ungarischen Veszprém. Die vom künstlerischen
Direktor Michail Marmarinos konzipierte und vom britischen
Regisseur Chris Baldwin geschaffene Inszenierung über
die Geschichte der Stadt ist der Mythologie geschuldet. Das Jahr beginnt
im heutigen Griechenland traditionellerweise mit der Theophanie –
Dreikönig – die an die Taufe Christi anmahnt. Mit diesem
populären Brauch wird die Tradition gepflegt. Nach der heiligen
Messe zieht die ganze Gemeinde ans Meer. Der Pope wirft ein Kreuz möglichst
weit hinaus in das Wasser. Dann dürfen die tapfersten Männer
bzw. die sich dafür halten, es mit Tauchversuchen zurückzubringen,
wenn es auch mitunter einer Frau gelingt, 2023 in Elefsina.
Wie schon das Motto zur Kulturhauptstadt Mysterien des Übergangs
deutlich macht, beginnt die historische Bedeutung von Elefsina
bei ihren antiken Riten und endet aber nicht bei den heutigen Traditionen
– wir blicken viel weiter in die Zukunft. Ein jahresfüllendes
Programm an Konzerten, Ausstellungen und Workshops, Kino, Musik, Tanz
und Street Art, sollte dem Motto der Kulturhauptstadt gerecht werden.
Die „7 Säulen“, eine Installation des deutschen
Künstlers Heiner Goebbels, verwandelte die „Alte Ölmühle“
in eine Art Mysterientempel. Auch die beiden Partner-Kulturhauptstädte
waren teilweise eingebunden. So lud man in Elefsinas „Alter
Ölmühle“ weibliche DJ´s als Gäste ein
– Mini Zucchini aus dem rumänischen Timișoara und Enikå aus Veszprém. Die griechische Schauspielerin und spätere
Kulturministerin Melina Mercouri durfte man in der Ausstellung „Melina“
bewundern. Die Hommage an diese Frau ist mehr als gerechtfertigt. Auf
Initiative von Melina Mercouri ins Leben gerufen, blicken die Kulturhauptstädte
Europas auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte zurück. Jules Dassin
gründete nach dem Tod seiner Ehefrau die Melina-Mercouri-Stiftung,
die das Andenken und die Visionen der Schauspielerin, Sängerin
und Politikerin lebendig hält. An ihr kulturpolitisches Engagement
erinnert der seit Ende der 1990er Jahre verliehene Melina-Mercouri-Preis
für die Bewahrung von Kulturlandschaften.
THEMENSCHWERPUNKTE
Der EU geschuldeten erklärten Absicht, den zukünftigen Blick
besonders auf kleinere, für die europäische Geschichte aber
trotzdem bedeutende Städte, zu richten, kam der 21 km vor Athen
liegenden Hafenstadt zugute, beherbergt Griechenland nach 1985 mit Athen,
1997 mit Thessaloniki und 2006 mit Patras, 2023 mit Elefsina bereits
zum vierten Mal eine europäische Kulturhauptstadt. Der künstlerische
Leiter des Kulturhauptstadtjahrs, Michail Marmarinos, hat drei
aktuelle Problemfelder als Themenchwerpunkte manifestiert: Mensch &
Gesellschaft – Arbeit – Umwelt. Veranstaltungsorte waren
zahlreich vorhanden: Ein Open-Air-Theater neben der alten Olivenölfabrik,
der einstige Bahnhof als Spielstätte, in den ehemaligen Lagerhallen
der Eleourgiki-Fabriken bzw. in Griechenlands erster Farbenfabrik Iris
oder auf dem Gelände des früheren Oasis-Campinplatzes. Ausstellungen
zu Stadt und Geschichte, jene über die Mysterien vom Athener Benaki
Museum, waren ins renovierte alte Rathaus von Elefsina umgezogen. Überall
bis draußen am Meer fand Kultur statt. Den Pilgerstrom zur eleusinischen
Kultstätte der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter gibt es also schon
seit vorhellenischen Zeiten. Das Geheimnis um Demeters Tochter Persephone
und Hades blieb aber bis heute ungelüftet. Dass hier Feste als
Mysterien gelten, überrascht in diesem Sinne überhaupt nicht.
* ZITAT: Pausanias Periegetes
(um 115 bis um 180 n. Chr.) | griechischer Reiseschriftsteller und Geograph
AUTOR: Prof. Ali Meyer
BILD links oben: Mystery 1 - “The
Mirror -Karoptron- a symbol of sophistication to complete the universe”
| Proclus
BILD oberes Panorama: Mystery 42 -
Futuring Waters | A Speculative Manifesto for and from the Water of
Elefsina
BILD unteres Panorama: Mystery 111
- Eleusis Terracotta Army | Mystery 87 - I My Sea Journey, I My Land
Claim | Mystery 151 - A Rave Down Below
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