Dienstag, den 19. März 2024

GENIUS LOCI – Der Geist und sein Ort

Der Begriff GENIUS LOCI wird in der Geomantie, also baubiologische Aspekte mit geomantischer Kunst zu verbinden, und in den verschiedensten Disziplinen wie Religionswissenschaft, Archäologie, Ökopsychologie, aber auch in der Garten- und Landschaftsgestaltung verwendet.

"Die Palette dessen was Genius loci sein soll, reicht dabei von der rein metaphorischen und rhetorischen Bedeutung des Wortes über die geschichtliche eines an einem Ort erscheinenden 'Zeitgeistes' und eines soziokulturell konstruierten 'Ortsgeistes', ferner über die Bedeutungen von ökologischen, ästhetischen und synästhetischen Qualitäten von Orten bis hin zu ortsgebundenen 'Energiefeldern' und 'ortsansässigen Naturgeistern'." *

Hinter dem heutigen Genius-Loci Begriff verbirgt sich ein architektonisches Konzept, in dem versucht wird, Architektur und Landschaft wieder in eine harmonische Verbindung zu bringen. Das wieder zunehmende Bestreben diverser Winzer dem weinaffinen Kundenkreis neben dem geschmacklichen wie olfaktorischen Erlebnis mit dem Rebensaft auch noch eine gänzlich neue Raumerfahrung anzubieten – ist sehr auffällig. Im Grunde ist es ja eine Renaissance den Wein in einem passenden Ambiente zu präsentieren. Beeindruckende Weinkeller in Klöstern waren schließlich keine Seltenheit. In und um Bordeaux sind ja immer schon bis dato prunkvolle Châteaux gebaut worden. Dieses Fortführen der Tradition zur Errichtung und Pflege architektonisch aussergewöhnlicher Güter – dem sind wir akribisch auf der Spur.

IN VINO VERITAS versucht also – diese mitunter atemberaubende – Baukultur vorzustellen. Wir bringen einen periodischen Auszug internationaler Architektur im Weinbau 4.0.

BILD: © Almagul Menlibayeva | Courtesy of Andakulova Gallery | Genius Loci | IN VINO VERITAS

*ZITAT: © Robert Kozijanic | Der Geist eines Ortes | Kleine Kulturgeschichte des Genius Loci | Vortragsmanuskript

IN VINO VERITASARCHITEKTUR & WEIN
DER GEIST & SEIN ORT
MARCHESI ANTINORI

Was ist wo los? Im unteren GENIUS LOCI-LEITFADEN » findet man einen Querschnitt atemberaubender Architektur und sehr bemerkenswerter Ideen und Projekte.


GENIUS LOCI – MARCHESI ANTINORI

Mit der im Jahre 2013 nach sieben Jahren Bauzeit final fertiggestellten Bottega Antinori in Bargino an der Schnellstraße von Florenz nach Siena, hat die seit 1385 agierende Winzerfamilie im Herzen der Toskana ein einzigartiges von dem florentiner Architekturbüro Archea entworfenes Architekturdenkmal errichtet. Die gesamte Anlage fügt sich sehr harmonisch in die Landschaft. Nur das weit ausladende Dach des neuen Verwaltungsgebäudes ist von weit zu erspähen. Der bemerkbare architektonische Eingriff in die Natur beschränkt sich nur auf dieses Flugdach mit einigen emmentalerartigen Löchern und einer schwindelerregenden Wendeltreppe aus Stahl, die sich bewußt wie ein Korkenzieher vom unterirdischen Parkhaus ausgehend bis auf die Aussichtsterrasse hinauf dreht. Es sind dabei immerhin 17 Höhenmeter zu bewältigen. Die eigentliche Größe – ein Vielfaches ist von außen nicht sichtbar – entfaltet sich komplett im Unterirdischen. Ganze 400.000 Kubikmeter Erde wurden für den Bau bewegt. Nach Abschluß der Bauarbeiten hat die Natur die Oberfläche wieder zurückerobert. Unter der Erde verbergen sich heute 1,2 Kilometer nutzbare Straße, hundert Parkplätze und etliche Wendekreise für Lkw´s bis Sattelschlepper. Symmetrische Ziegelgewölbe mit bis zu 10 m an Höhe vermitteln dir das sakrale Gefühl in einer Kathedrale zu stehen. Dieses Gewölbe aus 130.000 gebrannten Tonsteinen liegt konstant bei einer ganzjährigen Raumtemperatur zwischen 13 und 15 Grad Celsius. Insgesamt wurde dem Anspruch – Architektur und Landschaft in eine harmonische Verbindung zu bringen – mehr als gerecht. Dafür hat man auch 110 Millionen Euro ausgegeben. Antonori betreibt insgesamt 12 Weingüter. Erstmals in der 600-jährigen Geschichte des Familienunternehmens gibt es hier in Bargino nun ein Headquarter. Das Familienimperium Antinori wird von Marchese Piero Antinori geführt. In unterschiedlichen Unternehmensbereichen unterstützen ihn seine drei tatkräftigen Töchter Albiera, Allegra und Alessia.

AUTOR: © Prof. Ali Meyer | Wien
BILDER: © Cantina Antinori | Architekt Marco Casamonti/Archea | IN VINO VERITAS | Der Weinbau 4.0

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