Freitag, den 18. Oktober 2024

CERCLES DIPLOMATIQUES

Vertreter aller internationalen Organisationen in Österreich, bilaterale und multilaterale Botschafter in Wien sowie Honorar- und Honorargeneralkonsuln im Lande stellen das hiesige Diplomatische Corps.

Also präziser formuliert: Diplomatische Vertretungen eines Staates am Regierungssitz eines anderen Staates, wie Botschaften, Ständige Vertretungen, Gesandtschaften, Nuntiaturen und Hochkommissariate, sowie konsularische Vertretungen diverser Staaten der Welt.

Als nachhaltiges, also bis dato gültiges Ergebnis des Wiener Kongresses von 18.09.1814 bis 08.06.1815 unter der Führung von Clemens Wenzel Lothar Fürsten von Metternich begab sich die Schaffung und die endgültige Festlegung diplomatischer Rangstufen. Diese verbindliche Ordnung wurde zur Grundlage für den diplomatischen Verkehr, die protokollarisch bis in die Gegenwart verpflichtende Praxis ist.

Neben dieser hochwertigen und einkommensstarken Zielgruppe der Diplomatie haben wir auch die Entscheidungsträger in der Politik, Hochfinanz, Wirtschaft, Kunst, Kultur, Tourismus, aber auch Justiz, Militär und Kirche im selben Boot. Diese Gesamtgruppe der Opionion-Leader ist ein großer Ansprechpartner für das Kulturgut Wein. Für uns sind es allesamt die Botschafter der Kulturdiplomatie. Naturgemäß sind alle IN VINO VERITAS Informationen, Berichte und Geschichten sehr international gefächert, dokumentieren sie einen multikulturellen Charakter.

IN VINO VERITASDIPLOMATIE
BOTSCHAFTER DER MUSIK
CHARLES AZNAVOUR

Was ist wo los? Im unteren CERCLES DIPLOMATIQUES-LEITFADEN » findet man Neuigkeiten aber auch Zeitloses – bilaterale bis multilaterale Erlebnisse und Geschichten aus der Welt der Diplomatie.



LA BOHÈME – HOMMAGE AN CHARLES AZNAVOUR

100-JÄHRIGES JUBILÄUM

Der Einladung des Botschafters Armeniens in Österreich, S.E. Armen Papikyan und der des Geschäftsträgers des Französischen Botschafters in Österreich, Chargé d'affaires Frédéric Joureau zum 100-jährigen Jubiläum von Charles Aznavour folgend, fanden wir uns am 22. Mai 2024 im Theater Akzent in der Wiener Theresianumgasse zum Konzert ein. Der Grandseigneur der Musikszene, Béla Korény am Klavier, die internationale Mezzosopranistin Stella Grigorian und der österreichische Schauspieler und Oscar-Preisträger Karl Markovics, er liest Jean Cocteau und auch er singt Lieder von Charles Aznavour, führten uns alle musikalisch durch den Abend. Béla Korény, Komponist, Musiker und wahrscheinlich engagiertester Chronist der guten Unterhaltung der vergangenen hundert Jahre, hat gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen, allesamt gefeierte Heldinnen und Helden auf den heimischen Bühnen, hinreissende Programme vorbereitet, mit denen sie wieder in Wien, ganz Österreich und bisweilen auch international begeistern, so zumindest nach eigener Definition. Wir erinnern uns gerne an seine legendäre Broadway Piano Bar, die 2007 einem Immobilienlöwen zum Opfer fiel.

NAPOLEON DES CHANSONS

Shahnourh Vaghinag Aznavourian – so hieß ursprünglich der am 22. Mai 1924 Rive Gauche auf der linken Uferseite der Seine im Pariser Studentenviertel Quartier Saint-Germain-des-Prés in armen Verhältnissen geborene Charles Aznavour. Der Sänger hat das französische Chanson weltweit äußerst populär gemacht, fast 200 Millionen Platten am Globus verkauft. In Auszeichnung seiner Leistung erhielt er den klingenden Beinamen „Napoleon des Chansons“. Der armenisch-französische Chansonnier, Liedtexter und Komponist wäre 2024 nun 100 Jahre alt geworden. Die Stimme der französischen Melancholie als Musikikone war zudem ein viel beschäftigter Schauspieler, hat er immerhin in über 70 Filmen mitgewirkt, unter anderem 1979 in der mit dem Oscar prämierten Verfilmung „Die Blechtrommel“ von dem Deutschen Volker Schlöndorff und 2002 in Reflexion über Künstler, Erinnerung und die armenische Geschichte „Ararat“ von dem Kanadier Atom Egoyan, ein Sohn einer Künstlerfamilie und Angehöriger der armenischen Minderheit.

ZART SANDIG AUFGERAUTES TIMBRE

Aznavourian – Sohn armer armenischer Einwanderer – musste seinen Erfolg hart erkämpfen. In der Anfangszeit durfte er vernichtende Kritiken einstecken, denn seine Stimme stieß vorerst auf Ablehnung. Aber das zart sandig aufgeraute Timbre ließ final melodische und sprachliche Bögen mit unfassbarer Selbstverständlichkeit erstrahlen, machte ihn einzigartig. Sie ließ den 1,61 m kleinen und schmächtigen Mann mit den dunklen Balken von Augenbrauen zum Show-Giganten werden, gab der Traurigkeit in seinen Liedern einen so eleganten Schwung. Der Durchbruch gelang ihm erst 1946, als Édith Piaf auf ihn aufmerksam wurde und ihn auf eine Tournee durch Frankreich und die Vereinigten Staaten mitnahm. In seiner sieben Jahrzehnte umspannenden Karriere schrieb er fast tausend Lieder.

|> „Mit diesem Timbre von Sand und Rost, wie es ein Zeitgenosse beschrieb, sang er Texte, wie es sie zuvor im Genre des französischen Chansons nicht gegeben hatte: über die Symptome der Liebe (‚J’en déduis que je t’aime‘) und ihre körperlichen Freuden (‚Après l’amour‘), über Frauen, die sich gehen lassen (‚Tu t’laisses aller‘), und einsame Transvestiten (‚Comme ils disent‘), über die Kriegskinder (‚Les enfants de la guerre‘) und die Lebenskünstler (‚La Bohème‘).“ <|*Zitat

DIPLOMATIE

Als ehemaliger armenischer Botschafter in der Schweiz im Amt und ständiger Vertreter Armeniens bei den Vereinten Nationen in Genf sowie Vertreter Armeniens bei der UNICEF, zeugen von einem hohen Maß an Diplomatie, runden das multikulturelle Bild dieses außergewöhnlichen Talentes Aznavour.

Diese völkerverbindende Persönlichkeit Aznavour als Symbiose der Zeitgeschichte aus Musik, Schauspiel und Diplomatie begab sich als Grund einer Hommage an eben diesen seitens der zwei Länder, die stets in seinem Herzen präsent waren – Frankreich und Armenien.

Der Theaterabend wurde von Béla Korény nicht nur furios am Klavier begleitet sondern von ihm auch hinterfragend moderiert. Das waren amüsante Geschichten im Zusammenfinden von Charles Aznavour mit Edith Piaf, vieles textlich launisch vorgetragen von Karl Markovics. Eben seine Gesangseinlagen fand ich besonders spannend, da bei ihm mit dem Ende eines Musikstückes sprachlich der letzte Buchstabe des Textes ganz hintenan hörbar war, man sogar den Punkt am Ende des Satzes spürte, die Kunst der Sprache eines großen Schauspielers geniessen durfte. Die Lieder des großen Sängers Charles Aznavour nicht durch einen Mann, sondern durch die stimmgewaltige Mezzosopranistin Stella Grigorian erklingen zu lassen fand ich eine großartige Idee und Präsentation, gäbe es für Aznavour ja niemals ein männliches Double. Den anschließenden Empfang in der französischen Botschaft fand ich dem Anlass angemessen. Natürlich verbindet Frankreich und Armenien noch eines – und das ist der Wein.

AUTOR: © Prof. Ali Meyer | 2024
3er KÜNSTLERPORTRAIT: © Moritz Schell | La Boheme | Béla Korény | Stella Grigorian | Karl Markovics
*ZITAT: Thomas Steiner | Badische Zeitung

 

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