DAS GROSSE INTERVIEW
MITTEN IM GESPRÄCH
> | „Es war der erste Spatenstich, es war der erste Spatenstich, es lag die Erde in Krumen, zerfallen vor meinem Fuß. Es läutete eine Glocke, es zitterte eine Tür. Es war eine politische Versammlung. Merkwürdig ist es, daß die meisten Versammlungen auf dem Platz der Ställe stattfinden, am Ufer des Flusses, gegen dessen Tosen die menschliche Stimme kaum aufkommt. Trotzdem ich auf der Quaibrüstung nahe bei den Rednern saß – sie sprachen von einem kahlen viereckigen Sockel aus Quadersteinen herab – verstand ich nur wenig. Freilich wußte ich im voraus, um was es sich handelte, und alle wußten es. Auch waren alle einig, eine vollständigere Einigkeit habe ich nie gesehn, auch ich war völlig ihrer Meinung, die Sache war allzu klar, wie oft schon durchgesprochen und immer noch klar wie am ersten Tag; beides, die Einigkeit und die Klarheit waren herzbeklemmend, die Denkkraft stockte vor Einigkeit und Klarheit, man hätte manchmal nur den Fluß hören wollen und sonst nichts.“ < |*Zitat
Ein auktorialer (alleswissender) Berichterstatter kann Handlungen kommentieren, beurteilen und reflektieren sowie auf Vergangenes und Zukünftiges verweisen. Der personale Interviewer berichtet aus der Perspektive einer oder abwechselnd mehrerer Personen. Das neutrale Erzählverhalten zeichnet sich dadurch aus, dass der Moderator wie ein außenstehender Zuschauer völlig zurücktritt, der nicht am Geschehen beteiligt ist, die Ereignisse aber genau schildert. Ein gutes Interview / Gespräch ist wahrscheinlich ein entsprechender Querschnitt dieser unterschiedlichen Erzählvarianten mit dem Fokus auf einer – Linearen Erzählführung – schnörkellosen Sprache – detailgetreuer & realistischer Darstellung – wie in Franz Kafkas Texten.
AUTOR: © Prof. Ali Meyer | Wien
ZITAT: © Franz Kafka | „Es
war der erste Spatenstich“ | Fragmente aus Heften und losen
Blättern
BILD: © Ihor Reshetniak | Credit:
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