Freitag, den 26. April 2024

FRAG DEN WINZER

Frag den Winzer: Eigentlich sollten sie am besten wissen was so los ist. Mitteilsames verschiedener Ausprägung. Ob das nun gute oder schlechte Nachrichten sind, uns nachdenklich macht bzw. uns zum Lachen veranlasst oder unser Wissen bereichert – es ist von jedem etwas im „Fass oder der Flasche“.

IN VINO VERITAS bringt immer wieder einen Gastkommentar. Wir veröffentlichen einerseits einen „Geradeaus-Kommentar“ von namentlich Genannten aus der Branche. Aber es wird andererseits auch den einen oder anderen „Anonymus-Kommentar“ geben. Der fährt vermutlich etwas schärfer vom Weingarten in den Keller, um dabei – wie versprochen – auch hier den investigativen Journalismus nicht auszulassen. Das ist uns wichtig.

Die Gastkommentare beschränken sich aber nicht nur auf jene der Winzer, auch wenn der klingende Titel dieser Rubrik es so vermittelt. Aus der Reihe der Schaffenden in der Werdung eines Weines bis hin zu dem Moment wo der gute Tropfen zu Tisch kredenzt wird, da dürfen wir den Berufenen zuhören.

BILD: Gastkommentar | IN VINO VERITAS | Der Neue Weinbau 4.0

IN VINO VERITASGASTKOMMENTARE DER BERUFENEN
FRAUENPOWER IM WEIN
KATHARINA BAUMGARTNER

Was ist wo los? Im unteren FRAG DEN WINZER-LEITFADEN » berichten die Berufenen mit Gastkommentaren.


Hier schreibt Österreichs Shootingstar Katharina Baumgartner.

DER WANDEL DER BAUERSFRAU
ZUR POWERFRAU
– WIE SICH DIE WELT ÄNDERT

„Als Prof. Ali Meyer mit der Bitte an mich herantrat über die zunehmende Bedeutung der Frauen im Weinbusiness nachzudenken war ich zunächst darüber überrascht. Eigentlich spielt es keine Rolle, ob eine Frau oder ein Mann Wein produziert und damit die Konsumenten erfreut.“

Als junge Winzerin war es für mich bislang nichts Außergewöhnliches im Weingut meinen Beitrag bei der Weinbereitung zu leisten und mir sowohl intern als auch extern Gehör zu verschaffen – gibt es doch im Weinbau sehr viele Frauen meiner Generation. Doch dann wurde mir bewusst, dass das nicht immer so war und dieser mir als selbstverständlich erscheinende Umstand eine erfreuliche Entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte war. Provokant gesagt war der Weinbau eine Domäne der „alten Männer“ an deren Lippen Weinliebhaber und Berichterstatter hingen und jedes Wort als „Willen Gottes“ betrachteten.

Die Weinwelt war damals zweifellos in Männerhand. Diese nach außen hin „starken“ Winzerpersönlichkeiten produzierten und repräsentierten sich und ihre Weine in der Öffentlichkeit und freuten sich so wie wir heute über einen guten Jahrgang und dessen Anerkennung. Bestimmt mussten aber auch diese Helden in der guten Stube des Weingutes akzeptieren, dass die eigentliche Macht im Haus die Frau war und die nach außen gezeigte Stärke nur eine von der „inneren Stimme“ geduldete war. Ohne starke Frauen im Hintergrund hätten auch damals viele Weingüter nicht existieren können. Im Gegensatz dazu war der Bereich der „Weinköniginnen“ immer in Frauenhand. Ironisch gemeint sieht mein Vater darin eine Ungleichbehandlung im Sinne der Gleichberechtigung – wird doch ein Mann nur auf Grund seines Geschlechtes von dieser Position ausgeschlossen.

Was hat sich also geändert? Im Bereich der Traubenproduktion vermutlich wenig, die Frauen halfen traditionell immer mit. Schon deutlicher wird der Unterschied bei der Weinbereitung – war doch diese traditionell immer in Männerhand. Mit dem Eindringen von jungen und bestens ausgebildeten Winzerinnen in diesen Männerbereich gab es also den tiefsten Einschnitt in die Ehre des Mannes. Es kann objektiv festgestellt werden, dass diese Entwicklung eindeutig nicht auf Kosten der Qualität ging. Die „Frauenweine“ erfreuen sich bei Fachpublikum und Konsumenten zunehmender Beliebtheit und Kranzniederlegungen zu Ehren der alten „Männerweine“ haben bislang auch noch nicht stattgefunden.

Nun stellt sich die Frage ob Frauen andere Weine produzieren als Männer. Das ist mangels Vorliegen der „ceteris paribus Bedingung“ wissenschaftlich fundiert nicht zu beantworten. „Ceteris paribus“ bedeutet, dass in Versuchen immer nur 1 Parameter geändert wird und die Auswirkungen davon gemessen werden. Da der Stil des Weines im erheblichen Ausmaß von Mann zu Mann (wie auch von Frau zu Frau) variiert, wäre eine diesbezügliche Auswertung wohl auf Grundlage des Eintreffens von Zufällen zum Scheitern verurteilt. Große Unterschiede zwischen Winzer und Innen sehe ich jedoch im Hinblick auf die Gestaltung der Etikette und die Liebenswürdigkeit bei der Vermarktung. Hier sind Frau auf Grund ihrer Kreativität, Intuition und Stilsicherheit sicher im Vorteil – auch zum Vorteil der männlichen Konsumenten. Aus diesem Grund fehlt jetzt nur mehr die Vorgabe des Gesetzgebers wonach zumindest die Hälfte der Weingüter von Frauen geführt werden müssen. Das wäre allerdings ebenso unsinnig wie im übrigen Bereich der Wirtschaft – letzten Endes soll die Leistung zählen und nicht das Geschlecht.

PS: Zur Begleitung dieses Beitrages empfehle ich ein Glas „Chardonnay –By Katharina“ Jahrgang 2022. Zum Wohl!

Liebe Grüße und bis bald!

Eure KTI

 

KOMMENTAR: Katharina Baumgartner | Domäne Baumgartner | issued by IN VINO VERITAS | Der Neue Weinbau 4.0
BILD oben rechts: © The VDF Gallery | Gaëtan Heuzé | Libra x Merlot from France
BILD Mitte: © Selbstportrait Katharina Baumgartner

 

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