Hier schreibt Österreichs Shootingstar Katharina Baumgartner.
DER WANDEL
DER BAUERSFRAU
ZUR POWERFRAU – WIE SICH DIE WELT ÄNDERT
„Als Prof. Ali Meyer mit der Bitte an mich herantrat über die zunehmende
Bedeutung der Frauen im Weinbusiness nachzudenken war ich zunächst
darüber überrascht. Eigentlich spielt es keine Rolle, ob eine
Frau oder ein Mann Wein produziert und damit die Konsumenten erfreut.“
Als junge Winzerin war es für mich bislang nichts Außergewöhnliches
im Weingut meinen Beitrag bei der Weinbereitung zu leisten und mir sowohl
intern als auch extern Gehör zu verschaffen – gibt es doch
im Weinbau sehr viele Frauen meiner Generation. Doch dann wurde mir
bewusst, dass das nicht immer so war und dieser mir als selbstverständlich
erscheinende Umstand eine erfreuliche Entwicklung der letzten beiden
Jahrzehnte war. Provokant gesagt war der Weinbau eine Domäne der
„alten Männer“ an deren Lippen Weinliebhaber und Berichterstatter
hingen und jedes Wort als „Willen Gottes“ betrachteten.
Die Weinwelt war damals zweifellos in Männerhand. Diese nach außen
hin „starken“ Winzerpersönlichkeiten produzierten und
repräsentierten sich und ihre Weine in der Öffentlichkeit
und freuten sich so wie wir heute über einen guten Jahrgang und
dessen Anerkennung. Bestimmt mussten aber auch diese Helden in der guten
Stube des Weingutes akzeptieren, dass die eigentliche Macht im Haus
die Frau war und die nach außen gezeigte Stärke nur eine
von der „inneren Stimme“ geduldete war. Ohne starke Frauen
im Hintergrund hätten auch damals viele Weingüter nicht existieren
können. Im Gegensatz dazu war der Bereich der „Weinköniginnen“
immer in Frauenhand. Ironisch gemeint sieht mein Vater darin eine Ungleichbehandlung
im Sinne der Gleichberechtigung – wird doch ein Mann nur auf Grund
seines Geschlechtes von dieser Position ausgeschlossen.
Was hat sich also geändert? Im Bereich der Traubenproduktion vermutlich
wenig, die Frauen halfen traditionell immer mit. Schon deutlicher wird
der Unterschied bei der Weinbereitung – war doch diese traditionell
immer in Männerhand. Mit dem Eindringen von jungen und bestens
ausgebildeten Winzerinnen in diesen Männerbereich gab es also den
tiefsten Einschnitt in die Ehre des Mannes. Es kann objektiv festgestellt
werden, dass diese Entwicklung eindeutig nicht auf Kosten der Qualität
ging. Die „Frauenweine“ erfreuen sich bei Fachpublikum und
Konsumenten zunehmender Beliebtheit und Kranzniederlegungen zu Ehren
der alten „Männerweine“ haben bislang auch noch nicht
stattgefunden.
Nun stellt sich die Frage ob Frauen andere Weine produzieren als Männer.
Das ist mangels Vorliegen der „ceteris paribus Bedingung“
wissenschaftlich fundiert nicht zu beantworten. „Ceteris paribus“
bedeutet, dass in Versuchen immer nur 1 Parameter geändert wird
und die Auswirkungen davon gemessen werden. Da der Stil des Weines im
erheblichen Ausmaß von Mann zu Mann (wie auch von Frau zu Frau)
variiert, wäre eine diesbezügliche Auswertung wohl auf Grundlage
des Eintreffens von Zufällen zum Scheitern verurteilt. Große
Unterschiede zwischen Winzer und Innen sehe ich jedoch im Hinblick auf
die Gestaltung der Etikette und die Liebenswürdigkeit bei der Vermarktung.
Hier sind Frau auf Grund ihrer Kreativität, Intuition und Stilsicherheit
sicher im Vorteil – auch zum Vorteil der männlichen Konsumenten.
Aus diesem Grund fehlt jetzt nur mehr die Vorgabe des Gesetzgebers wonach
zumindest die Hälfte der Weingüter von Frauen geführt
werden müssen. Das wäre allerdings ebenso unsinnig wie im
übrigen Bereich der Wirtschaft – letzten Endes soll die Leistung
zählen und nicht das Geschlecht.
PS: Zur Begleitung dieses Beitrages empfehle ich ein
Glas „Chardonnay –By Katharina“ Jahrgang 2022. Zum
Wohl!
Liebe Grüße und bis bald!
Eure KTI
KOMMENTAR: Katharina
Baumgartner | Domäne Baumgartner | issued by IN VINO VERITAS |
Der Neue Weinbau 4.0
BILD oben rechts: © The VDF Gallery | Gaëtan Heuzé
| Libra x Merlot from France
BILD Mitte: © Selbstportrait Katharina Baumgartner
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