Donnerstag, den 21. November 2024

ZÜNFTE & GILDEN

Den Vorläufer städtischer Zünfte – collegium – gibt es seit der römischen Kaiserzeit. Diese dienten vor allem der steuerlichen Erfassung ihrer Mitglieder. Die Anfänge des Zunftwesens in Mittel-, West- und Nordwesteuropa sind im Hochmittelalter zu finden, als zahlreiche Stadtgründungen zunahmen, sich die Handwerkszweige in den Städten spezialisierten. Die mittelalterlichen Zünfte symbolisierten ihr Berufs- und Gemeinschaftsverständnis in Form von Zunftzeichen.

Seit dem Mittelalter und bis zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde die Vereinigung von Handwerksmeistern neben dem nun gängigen Begriff Zunft auch als Gilde bzw. Zeche bezeichnet. Heute benennt die wissenschaftssprachliche Übereinkunft im deutschsprachigen Raum den Zusammenschluss von Handwerksmeistern als Zunft und den Zusammenschluss von Kaufleuten seit dem Mittelalter und der frühen Neuzeit als Gilde.

Diese Zunftzeichen sind teilweise von einem Wappenschild umgeben. Die Zünfte sind längst vergangen, ihre Ausdrucksform durch Symbole existiert immerfort. Das wird nach wie vor dargestellt, mitunter mit traditionellen Nasenschildern.* Die Getreidegasse in Salzburg dokumentiert das regelrecht im Überfluss, denn links und rechts hängen eine beachtliche Anzahl von Nasenschildern*, kannst du dich bestens orientieren und durch die Branchen lesen.

Die Zeit der Wanderschaft zünftiger Gesellen nach dem Abschluss ihrer Lehrzeit Auf der Walz – ist wie z.B.: bei den Steinmetzen – manchmal noch üblich. Einige von den jungen Leuten halfen den Wiener Stephansdom zu restaurieren. Die Tradition der mehrjährigen Handwerksgesellenwanderschaft wurde 2015 von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe erklärt.

ERKLÄRUNG: Das Nasenschild ist ein Werbeschild, das an der Hauswand einer Gaststätte oder eines Geschäfts verankert wird und rechtwinklig, wie die Nase aus dem Gesicht, vom Haus in den Straßenraum ragt.

IN VINO VERITASZÜNFTE & GILDEN
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DIE ÄLTESTE HAUERINNUNG MITTELEUROPAS

Was ist wo los? Im unteren ZÜNFTE & GILDEN-LEITFADEN » findet man einen Auszug über die Geschichte der Zünfte und Gilden bis hin zu den Berufsgenossenschaften und Interessenvertretungen der Schaffenden der heutigen Ausprägung.



DIE ÄLTESTE HAUERINNUNG MITTELEUROPAS

MUSEEN ALS FUNDGRUBE

Nicht nur in den Zentren der Monarchie entstanden im 19. Jahrhundert bedeutende Museen, auch in den kleineren Städten besannen sich die Bürger*innen auf ihre Geschichte, sammelten deren Hinterlassenschaft und stellten sie in Museen zur Schau. Niederösterreich besitzt die ältesten Stadtmuseen Österreichs. Zu diesen gehört auch das museumkrems: 1881 unterbreitete der damalige Stadtpfarrer Prälat Anton Kerschbaumer dem Gemeinderat seine Idee, ein Stadtmuseum zu gründen. Als Grundstock diente seine eigene Sammlung, die ab 1886 in Räumlichkeiten des Rathauses gezeigt wurde. In der Folge stöberten Bürger*innen auf ihren Dachböden, entrümpelten ihre Keller und brachten die Fundstücke ins Museum. Die Räume wurden zu klein. Am 4. Oktober 1891 – am Namenstag von Kaiser Franz Joseph – wurde das Museum am neuen Standort im ehemaligen Dominikanerkloster eröffnet.

WEINGARTENHÜTER

Wenig verwunderlich ist in einer Stadt wie Krems der reiche Bestand an Objekten, die die Arbeit in den Weingärten, die Weinlese, die Weinherstellung und schließlich den Weingenuss illustrieren. Eine wichtige Rolle spielten z.B. die Weingartenhüter, die erstmals bereits 1340 in Kremser Schriftquellen genannt wurden. 1508 beschloss der Stadtrat den Weingartenschluss für August: Ab diesem Monat durften die Weingärten nicht mehr betreten werden. Die versperrten Rieden wurden mit Symbolen gekennzeichnet: So wurden etwa die kunstvollen Hiatasterne aufgestellt. Zu den Arbeitsgeräten der Hüter gehörten u.a. das Hüterhackel und die Signalhörner.

 

HAUERZECHE ZU KREMS

Die Hauerzeche zu Krems ist die älteste Hauerinnung Mitteleuropas. Ihre erste Nennung fällt in das Jahr 1447. Aus dem Jahr 1625 stammt die älteste erhaltene Satzung, in der u.a. die Bedingungen zur Aufnahme in die Zeche und der Ablauf der Lehrzeit niedergeschrieben sind. Das Wappen, 1636 von Bürgermeister Dietz von Dietzenhofen gestiftet, zeigt einen Ziegenbock, der Trauben nascht. 1739 entstand das Zunftschild. Von dem 1770 niedergeschriebenen Bruderbuch hat sich noch die Titelseite erhalten, die in das neue Mitgliedsbuch von 1840 eingebunden wurde. Der Ziegenbock erinnert an das Motiv der Weinberggoaß, die bei Umzügen der Winzer als Symbol für Erntedank und Fruchtbarkeit mitgeführt wurde und wird. Wie die Kellerkatze sollte sie den Winzern zu einem reichen Ertrag verhelfen. Die Weinberggoaß übte im Weinberg eine segensreiche Tätigkeit aus, so einer der Erklärungsversuche: Sie rupfte die Blätter an den Weinstöcken ab und legte damit die jungen Trauben frei, die so besser reifen konnten. Sie brachte damit die Winzer auf die Idee des regelmäßigen Laubschnittes. Im großen Weinkeller werden u.a. kunstvoll geschnitzte Fassböden und Weinfässer gezeigt. Das Handwerk der Binder zählte zu den wichtigsten Erwerbszweigen in Krems. Denn Fässer dienten nicht nur zum Transport von Wein; mit ihnen wurden auch Salz, Getreide oder Eisenwaren befördert.

TEXTQUELLE: © Museum Krems | Standort Dominikanerkirche
BILD oben rechts: © Privat | Faunskind mit Trauben auf Ziegenbock | Polychrom staffierte Figurine | Blaue Schwertermarke Meissen, 20.Jhndt.
BILD unten links: Deutsche Volkstrachten = Weinberghüter ... / Weingartenhüter ... / Hiata ... / Saltner von MERAN | Zeichnung | Albert Kretschmer, 1887

 

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