Donnerstag, den 09. Mai 2024

TEATRO PER TUTTI – Theater für Alle

Der Kultursektor in Österreich erwirtschaftet einen hohen Wertschöpfungsanteil. Die Alpenrepublik hat neben seinen Seen und Bergen, sowie seiner Ess- und Trinkkultur, auch eine Menge in der Theaterlandschaft anzubieten. Die große Auswahl an hochqualitativen Theaterfestivals in den Bundesländern kann sich sehen lassen. Wenn auch aufgrund der Corona-Pandemie die Gästezahl der österreichischen Bundetheater in der Saison 2019/20 gegenüber den Vorjahren deutlich sank, lag die durchschnittliche Besucheranzahl seit 2009/10 immerhin jährlich um die 1,3 Millionen Kulturfreudigen, die den Häusern ihre Aufwartung machten. Es ist ein Spiegel der Kultur.

Als eines der international bedeutendsten Opernhäuser blickt die Wiener Staatsoper sowohl auf eine traditionsreiche Vergangenheit zurück als auch auf eine vielseitige Gegenwart. Das andere berühmte Haus am Ring ist das Burgtheater. Es gilt als eine der bedeutendsten Bühnen Europas und ist nach der Comédie-Française das zweitälteste europäische sowie das größte deutschsprachige Sprechtheater. Die Salzburger Festspiele gelten als das weltweit bedeutendste Festival der klassischen Musik und darstellenden Kunst. Sie finden seit 1920 jeden Sommer im Juli und August in Salzburg statt. Es ist das kulturelle Drehkreuz.

BILD: © Ali Meyer | ALI MEYER ON STAGE »

IN VINO VERITASZU GAST BEI
BÜHNENERLEBNISSEN ON- & BACK STAGE
OPER – EUGEN ONEGIN

Was ist wo los? Im unteren TEATRO PER TUTTI-LEITFADEN » findet man THEATER FÜR ALLE. Bühnenerlebnisse – On Stage & Back Stage – klassische Musik und darstellende Kunst – alles rund um das Theater, Oper & Ballett.



WIENER STAATSOPER – EUGEN ONEGIN

PJOTR ILJITSCH TSCHAIKOWSKI

Schwanensee, Dornröschen und Der Nussknacker sind wahrscheinlich die drei berühmtesten Ballette der Musikgeschichte. Zu Tschaikowskis bekanntesten Kompositionen zählen auch sein erstes Klavierkonzert 1875 in B-Moll – das Violinkonzert – die Ouvertüre 1812 – seine drei letzten Sinfonien und ..... seine Oper Eugen Onegin.

Die Oper Eugen Onegin wurde um 1878 von Pjotr Iljitsch Tschaikowski geschrieben. Sie basiert auf dem gleichnamigen Versroman Eugen Onegin von Alexander Puschkin. Tschaikowski wählte für seine Oper den Untertitel Lyrische Szenen. Die Uraufführung durch Schüler des Moskauer Konservatoriums konnte man unter der Leitung von Nikolai Rubinstein am 17. und 29. März 1879 im Moskauer Maly-Theater bewundern. Die deutsche Erstaufführung fand 1892 „im Beisein des höchst zufriedenen Komponisten“ unter der Leitung von Gustav Mahler am Stadt-Theater Hamburg statt.

Dmitri Tcherniakovs Inszenierung von „Eugen Onegin“ von Anfang 2006 am Bolschoi-Theater Moskau war bereits aufsehenerregend. Die Arbeit gilt bis heute als berühmt-berüchtigter Glanzpunkt seines Schaffens und wurde nachfolgend in Paris, London, New York und Tokio gezeigt. In der Einstudierung der Wiener Staatsoper 2020 durfte ich unter anderem als russischer Landadliger, als Tänzer mitwirken.

PHOTO rechts oben: Pjotr Tschaikowski, Detail, Öl auf Leinwand, 1893, Nikolai Kusnezow, Tretjakow-Galerie

EUGEN ONEGIN ON STAGE

Ein ebenso gewanderter wie bindungsunfähiger Dandy weist die Liebe einer Gutsbesitzertochter kühl zurück - während sie an dieser Verletzung wächst, zerbricht er an seinem Versäumnis.

1. bis 7. BILD | INSZENIERUNG DMITRI TCHERNIAKOV Wiener Staatsoper 2020 | AUFFÜHRUNGEN AUS DEM REPERTOIRE

1. Bild: Frau Larina, ihre Töchter Tatjana und Olga, die Amme Filipjevna, Vladimir Lenski, Eugen Onegin, Nachbarn, Gäste: Im Haus der Larins. Der Nachbar Lenski, Olgas Bräutigam, kommt in Begleitung eines unangekündigten neuen Gastes. Sein Freund, der junge Onegin, ist kürzlich aus der Hauptstadt eingetroffen. Der Gast bringt den Alltag im Larin-Haushalt durcheinander: Niemand kann sein Interesse an ihm verbergen. Onegin äußert Zweifel an der Brautwahl seines Freundes.

2. Bild: Tatjana, Filipjevna: Nacht. Die Begegnung mit Onegin hat Tatjana aufgewühlt. Die Amme, die Tatjanas Aufregung spürt, versucht sie abzulenken und zu beruhigen. Alleingelassen schreibt Tatjana Onegin einen Brief. Sie sieht in ihm ihren Auserwählten. Im Morgengrauen bittet Tatjana ihre Amme, den Brief an Onegin zu überbringen.

3. Bild: Tatjana, Eugen Onegin: Tag. Voll Unruhe erwartet Tatjana die Antwort auf ihre Liebeserklärung. Onegin kommt. Tatjanas Aufrichtigkeit hat ihn berührt, aber er kann ihre Gefühle nicht erwidern.

4. Bild: Frau Larina, Tatjana, Olga, Vladimir Lenski, Eugen Onegin, Filipjevna, Saretski, Nachbarn, Gäste: Tatjanas Namenstag. Lenski hat Onegin überredet, den Larins einen weiteren Besuch abzustatten. Aber Onegin fühlt sich durch alles gereizt. Er beschließt, Lenski zu verletzen, indem er demonstrativ mit Olga flirtet. Die Bereitwilligkeit, mit der Olga auf Onegins Avancen eingeht, peinigt Lenski. Er bricht mit Onegin einen Streit vom Zaun und fordert ihn zum Duell.

1) SZENENPHOTO: Eugen Onegin 4. Bild | Inszenierung Dmitri Tcherniakov | Wiener Staatsoper 2020, 2021, 2023 & 2024 | © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

5. Bild: Vladimir Lenski, Eugen Onegin, Saretski, Olga, Frau Larina, Filipjevna, Guillot, Nachbarn, Gäste: Morgen. Lenski erwartet Onegin. Er denkt mit Wehmut und Schmerz über sein Leben nach. Der sich verspätende Onegin möchte eine weitere Eskalation abwenden. Die ehemaligen Freunde haben das Gefühl, sich verrannt zu haben. Aber es ist zu spät, eine Rücknahme ist unmöglich. Ein Schuss fällt, Lenski bricht tot zusammen.

6. Bild: Eugen Onegin, Tatjana, Fürst Gremin, Gäste: Mehrere Jahre später. Nach langer Abwesenheit kehrt Onegin ins hauptstädtische Leben zurück und begegnet dort Tatjana. Sie ist verheiratet und steht im Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit. Onegin ist schockiert über seine Ablehnung. Die Verwandlung Tatjanas und ihre Unerreichbarkeit wecken in Onegin eine rasende Leidenschaft.

7. Bild: Tatjana, Eugen Onegin: Onegin gelingt es, ein Treffen mit Tatjana zu erzwingen. Aus seinen Worten klingen Reue und Bedauern. Er fordert Erwiderung seiner Leidenschaft und entreißt Tatjana das Eingeständnis, dass sie ihn immer noch liebt. Aber ihre Entscheidung, bei ihrem Ehemann zu bleiben, ist unwiderruflich. Onegin verzweifelt.

2) SZENENPHOTOS: Eugen Onegin | Inszenierung Dmitri Tcherniakov | Wiener Staatsoper 2020, 2021, 2023 & 2024 | © Kollegen der Komparserie, Michael Pöhn & Ali Meyer

EUGEN ONEGIN BACK STAGE

Die Rolle der Tatjana übernahm die Australierin Nicole Car. Sie gilt als eine der führenden Sopranistinnen ihrer Generation. Zu ihren jüngsten Engagements zählen Auftritte an der Metropolitan Opera, am Royal Opera House London und an der Opéra National de Paris als Mimì in »La Bohème«, ebendort als Micaëla in »Carmen«, sowie – unter der Leitung von Philippe Jordan – als Donna Elvira in »Don Giovanni«. In den beiden ersten Aufführungsserien 2020 & 2021 von »Eugen Onegin« stellte sich der Bariton Andrè Schuen, der aus dem ladinischen La Val in Südtirol stammt, dem Zwiespalt zwischen dem jungen und dem reifen Dandy. Meine Tanzpartnerin war die Hausherrin Larina, dargestellt von Helene Schneidermann. Die Mezzosopranistin wurde in Flemington, New Jersey, USA geboren. Sie studierte in Princeton und Cincinnati. 1984 trat sie als Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart bei. Engagements brachten sie an alle großen Bühnen der Welt, so 2020 und 2021 für »Eugen Onegin« nach Wien.

3) BACK / ON STAGE: Eugen Onegin | Inszenierung Dmitri Tcherniakov | " Die Tänzer" | Wiener Staatsoper / Bolshoi Theatre | © Ali Meyer, Bolshoi Theatre & Komparserie

INSZENIERUNG DMITRI TCHERNIAKOV Wiener Staatsoper 2020 | 3. AUFLAGE 2023

Dmitri Tcherniakov, geboren in Moskau, lebt in seiner Heimatstadt. Sein Studium an der Russischen Akademie der Darstellenden Künste schloss er 1993 ab. Er ist nicht nur Regisseur, sondern auch Bühnenbildner seiner Produktionen, häufig auch Kostümbildner. Tcherniakov ist Träger zahlreicher Auszeichnungen. Die Goldene Maske, Russlands bedeutendster Theaterpreis, ist ihm bereits viermal zuerkannt worden, dazu auch der italienische Kritikerpreis Franco Abbiati.

„Nicht nur optischer Glanzpunkt des Abends ist jedoch nach wie vor die Inszenierung von Dmitri Tcherniakov, der die Szenen klug an einer langen Tafel ansiedelt. Die präzise wie selbstverständliche Musikalität, die feine und doch klare Personenführung, die subtil gezeichneten gesellschaftlichen Stimmungsbilder sind ein Glücksfall an zeitlos qualitätsvollem Musiktheater.“ So schreibt die Wiener Zeitung mit ihrer Kritik am 18.10.2021.

Tschaikowskys Vertonung des Puschkin-Poems über einen gelangweilten Adligen, der seine Liebe nicht findet, ist nach 150 Jahren immer noch ein Liebling im Opernrepertoire. Die persönliche bis ins kleinste Detail gehende Arbeit mit dem genialen Ressigeur Tcherniakov war für mich ein Erlebnis der Sonderklasse.

4) BACK STAGE: Eugen Onegin | Probe Duellszene | Inszenierung Dmitri Tcherniakov | Wiener Staatsoper 2023 | © Ali Meyer

AUTOR: © Prof. Ali Meyer | 2023
QUELLE: Komparserie Bühne | ALI MEYER ON STAGE »

 

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