Hier schreibt Ilja Gort, Château La Tulipe, Bordeaux:
WIEVIEL
KOSTET EINE FLASCHE WEIN
Fleisch vom Diskonter – Kunst von Ikea – Flüge mit
Ryan Air und das Allerschlimmste: Schmutziger Wein. Billigprodukte anzubieten
ist nur möglich, wenn der Produzent Ethik und Handwerkskunst über
Bord wirft und den gesamten Produktionsprozess dem Diktat des Geldwolfs
unterwirft – was unweigerlich zu einem zerstörten Planeten
führt. Fleisch von verwüsteten Tieren sowie Reisende die wie
Vieh zum Schlachten in ein Flugzeug getrieben werden. Und Wein –
der schmeckt– als hätte jemand seine Unterhose darin gewaschen.
Der Mensch ist sich selbst, seinen Mitmenschen und seinen Kindern verpflichtet,
die höchstmögliche Qualität zu liefern. Nicht umsonst
produzieren wir seit zweieinhalb Millionen Jahren. Und Qualität
kostet Geld. Stets. Um zum Beispiel guten Wein zu machen, braucht man
gute Trauben, gute Leute und eine gute Ausrüstung. Drei Elemente,
die nicht gewertet werden können. Wenn man Qualitätswein machen
will, sind Leidenschaft, Handwerk und Geld unabdingbar. Aus eigener
Erfahrung weiß ich das bei einem Verkaufspreis von 4,99 €
ein ehrlicher, schmackhafter Wein herstellbar ist. Dieser Preis ist
erreichbar, wenn Sie Transportkosten und Verpackung sparen und sich
mit einer bescheidenen Marge begnügen. Bei der Qualität des
Weines müssen keine Zugeständnisse gemacht werden. Dennoch
gilt ein Preis von 4,99 für eine Flasche Wein von vielen als teuer.
Statistisch gesehen stimmt das, denn im Segment darunter wartet auf
den waghalsigen Weintrinker ein Meer an Weinen, die alle günstiger
zu bekommen sind.
Bei einem Verbraucherpreis von 4 Euro bleiben aber nur noch 79 Cent,
um einen dreiviertel Liter Wein zu produzieren. Sie verstehen, ein Winzer
kann seinen Traktor, seinen Weinberg, seine Frau und sich selbst nicht
ernähren. Dieses Preisgefüge kann nur in großen Mengen
erreichbar werden, was unweigerlich zu Weinen führt, in denen man
sich nicht die Füße waschen möchte. Die große
Frage ist: Warum sollten Sie sich mit geringer Qualität zufrieden
geben? Sicher, ein knappes Haushaltsbudget zwingt Sie zum sparsamen
Einkaufen. Hat aber der Motor Ihres Körpers nicht oberste Priorität?
Schließlich ist eine Mahlzeit ein Wendepunkt im Tag. Schmackhaft,
gemütlich und unendlich soll es sein und aus bekömmlichem
Essen und gutem Wein bestehen. Aber diese beiden Grundbedürfnisse
auf qualitative und natürliche Weise herzustellen erfordert Opfer.
Das kann unmöglich billig sein.
Also investiere mit gesundem und leckeren Essen in dich selbst und
trinke niemals nur einen billigen Fusel. Sei dir bewusst, was du auf
und in deinem Körper loslässt. Wähle liebevoll hergestellte
Weine, die du in vollen Zügen oder in kleinen Schlucken genießen
kannst.
Mit freundlichen Grüßen Santé!
Ilja Gort, Château La Tulipe, Bordeaux
KOMMENTAR: © Ilja
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