NACHHALTIGKEITSSTRATEGIEN
VON WINZERN
– INTERVIEW
MIT JOHANNES NEHRER
Die Überzeugung bewusster zu produzieren, aber auch entsprechend
einzukaufen, darf man als nachhaltig bezeichnen. Auch im professionellen
Weinbau ist man um eine nachhaltige Wirtschaftsweise bemüht. Die
Nachhaltigkeitsstrategien der Schaffenden gehen unterschiedliche Wege.
IN VINO VERITAS (IVV)
hat den jungen Winzer Johannes Nehrer (JN)
zu diesem Thema befragt. Die Winzerfamilie Nehrer aus Eisenstadt hat
sich im Besonderen um die Zukunft der Landwirtschaft gesorgt. Es ist
ein interessanter Weg den sie beschritten haben.
BILD: Johannes Nehrer / Eisenstadt | IN VINO VERITAS | Der Neue Weinbau 4.0
INTERVIEW vom Oktober 2020
IVV: Nachhaltigkeit als
Zielsetzung ist das Gebot der Stunde. Gerade im Weinbau bedarf es einer
Strategie mit der Natur im Einklang zu sein und vor allem zu bleiben.
Wie gehen Sie es an?
JN: Für unser Weingut
war und ist es sehr wichtig unsere Weingärten möglichst naturnah
zu bewirtschaften. Dazu zählt eine artenreiche Begrünung in
den Weingärten, die Möglichkeit für Tiere und Insekten
unsere Weingärten als Lebensraum zu nutzen und gleichzeitig den
Boden verbessernde, die Pflanzen stärkende und den Krankheitsdruck
mildernde Maßnahmen zu setzen.
IVV: Der biologische
Pflanzenschutz erfordert doch einen gewissen Aufwand. Die Verwendung
von Kupfer war bis dato gang und gäbe, obwohl dieser Vorgang für
eine immens lange Zeit den Boden ruiniert.
JN: Der biologische Pflanzenschutz
war für uns immer schon ein Thema, diesem waren wir stets sehr
verbunden. Aber durch den verschwenderischen Verbrauch an Kupfer standen
wir dem jedoch immer etwas kritisch gegenüber.
IVV: Welche Alternativen
bringen langfristig ein für alle Seiten vertretbares Ergebnis,
also eine Symbiose die hervorragende Produkte hervorbringt und gleichzeitig
die Natur schont?
JN: Seit 2014 haben wir
mit dem Unternehmer Rudy Wolf einen Verbündeten. Gemeinsam mit
uns und anderen Winzern versucht er mit Leidenschaft und Geduld diese
Punkte so gut wie möglich – einerseits in ein Pflanzen-Schutzsystem
– und andererseits in ein Pflanzen-Stärkungssystem –
umzusetzen.
IVV: Gut ernährte,
starke Pflanzen mit starkem Immunsystem und hoher Stresstoleranz auch
bei ungünstiger Witterung ist ein erstrebenswertes Ziel. Haben
Sie das bereits erreicht?
JN: Durch den ständigen
Austausch und das steigende Niveau der Produkte konnten im Jahr 2017
erstmals auf einer Fläche von 4 ha gute Ergebnisse erzielt werden.
Dieser Erfolg gelang uns gänzlich ohne Kupfer als Pflanzenschutzmittel
anzuwenden.
IVV: Eine der wichtigsten
Maßnahmen im Weinbau ist die Boden- und Holzbehandlung im Herbst
und im Frühling, welche die Basis für eine gute Nährstoffverfügbarkeit
und Nährstoffaufnahme darstellt. Sind Sie auf dem richtigen Weg?
JN: Seit 2019 bewirtschaften
wir unsere Weingärten vollständig biologisch mit den Mitteln
von Seed & Technology und sehen bereits nach den ersten beiden Jahren
– sowohl einen Anstieg der Biodiversität in unseren Weingärten
– als auch positive Auswirkungen auf die Aromen im fertigen Wein.
IVV: Mit jeder Seed &
Technology Anwendung wird ein artenvielfältiges Bodenleben gefördert
und damit der Boden regeneriert, die Nachhaltigkeit erzielt. Wo sehen
Sie sich in ein paar Jahren?
JN: Nach dem zweiten Jahr können wir auch im
Hinblick auf die sogenannte „Spätperonospora“ –
eine in der Endphase der physiologischen Reife auftretende Art des falschen
Mehltaus – der vor allem Triebspitzen und junge Blätter befällt
und dadurch ein perfektes Ausreifen der Trauben verhindert – positiv
in die Zukunft blicken.
IVV: Die Technologie
der Seed & Technology-Blattbehandlung – bestehend aus in Mikroorganismen
fermentierten, ausgewählten Kräutern, Früchten und Pflanzen
– erzeugen auf dem Blatt einen ausgleichenden Biofilm. Dieser
stellt ein anaerobes Milieu dar, welches das Eindringen von Schadpilzen
erschwert. Kann man dem Krankheitsbefall damit paroli bieten?
JN: Trotz des im Jahr 2020 höheren Krankheitsdruck
war der Befall deutlich geringer als 2019. Dieses war das erste Jahr
nach der Umstellung auf die Produkte von Seed & Technology.
IVV: Also wenn wir es
richtig verstanden haben, kommt man für eine kupfer-frei(ere) Zukunft
ohne die Seed & Technology von Rudy Wolf nicht herum?
JN: Zusammengefasst lässt sich die positive Wirkung
und die nachhaltige Entwicklung der Produkte von Rudy Wolf hervorstreichen,
die einen Schritt in eine kupfer-frei(ere) Zukunft ermöglichen
kann. Man hat gute Pflanzenstärkungsmittel und Bodenverbesserer
geschaffen, die einen Einsatz von Kupfer im Weingarten zumindest auf
ein Minimum reduzieren können und so den Druck der Schwermetallbelastung
auf ein normales Maß absenken.
IVV: Wir sprechen hier
von der Zukuft der Landwirtschaft.
JN: Hoffentlich ein Stück Zukunft!
IVV: Herr Nehrer wir
danken für das Gespräch.
INTERVIEW: Prof. Ali
Meyer | IN VINO VERITAS | Der Neue Weinbau 4.0 | Oktober 2020
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